Zurück aus der Sommerpause

Zurück aus der Sommerpause

Regelmäßige Blogbesucher mögen es geahnt haben, der eurovisionaer war erneut für einige Tage verschwunden und hat seine Seele Beine in südlicheren Gefilden baumeln lassen. Doch nun streift er wie einst die Kirschexpertin Claudia Bertani endlich wieder durch die fabulöse ESC-Welt auf der steten Suche nach neuen Geschmackserlebnissen. Doch Essentielles hat er offensichtlich nicht verpasst. Lediglich die Vorbereitung des unsäglichen Lolita-Wettbewerbs, auch Juniorvision Song Contest genannt, sorgt derzeit für lauwarme Aufregung bei jenen Fans, die ansonsten auf eiskaltem Entzug sind.

Wären da nicht die Malteser, die ja diesjährige Ausrichter des peinlichen Kinder-Wettsingens sind. Wie schon berichtet, haben sie ganz pfiffig die nationale ESC-Vorentscheidung für Wien gleich an die JESC-Orga angekoppelt und werden daher bereits im November ihr Festival „Malta Song for Europe“ abhalten. Doch auch dafür schießen sie nicht einfach so mal eben aus der Hüfte, nein, Anfang Oktober wurden bereits in einer mehrstündigen Fernsehshow alle Teilnehmer und deren Beiträge dem geneigten TV-Publikum ans Herz gelegt. Haushoher Favorit auf den Startplatz der winzigen Mittelmeerinsel in der österreichischen Hauptstadt soll seitdem die Gruppe „Ekklesia“ sein. Dabei handelt es sich um fünf wahrhaftige Ordensschwestern, die in „Love and let go“ – Bernd Meinunger hab sie selig – die Geschichte eines bemitleidenswerten Findelkindes besingen, das sie auf den rechten, also katholischen Weg bringen.

Aus rein fachlichen Gründen purer Neugier hat sich der eurovisionaer den Youtube-Clip des maltesischen Grauens ungefähr bis zum ersten Refrain angetan, danach wäre ihm fast der Atem gestockt, hatte er doch geglaubt, die hinterfotzige russische Heile-Welt-Hymne „What if“ von 2013 sei bereits der Gipfel menschenverachtender Gesangslyrik gewesen. Jetzt aber weiß er, es geht noch heimtückischer und reaktionärer, zumal den perfiden Racheplan, ausgerechnet Nonnen als Antwort auf Conchita Wurst zum Song Contest zu schicken, glatt homophobe osteuropäische Hirne hätten entspinnen können. War es also nur der kurze Traum von einer tatsächlich besseren ESC-Welt, als die Common Linnets in diesem Jahr recht widerspenstig ausschließlich auf musikalische Substanz achteten und damit selbst bei notorischen Gegnern des europäischen Songwettbewerbs so etwas wie freudige Anerkennung erfuhren? Ist und bleibt der der Eurovision Song Contest auf immer und ewig die peinliche Freakshow, bei der technischer Aufwand und künstlerische Qualität Trilliarden Lichtjahre voneinander entfernt sind und für deren Teilnehmer jedes schäbige, aufmerksamkeitserheischende Mittel recht ist, nur um einen Sieg einzufahren? Am 22. November fällt in Valetta die Entscheidung. Foto: eurovisionaer


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