Monat: November 2014

Die Schweiz bittet zum Expertencheck

Bevor sich die Eidgenossen am kommenden Sonntag mal wieder mit eher obskuren Volksentscheiden herumschlagen dürfen, hat das Schweizer Fernsehen die Sieger seiner Online-Votings bekannt gegeben. Diese werden nun am 07.12.2014 im Rahmen des so genannten Expertenchecks, einer achteinhalb-stündigen (!) Auswahl erneut dezimiert werden (live zu verfolgen unter srf.ch/eurovision). Streng nach Regionen unterteilt, sollen drei deutsche, zwei französische und ein italienischer Song in das Finale „Die Entscheidungsshow“ am 31.01.2015 einziehen. Der eurovisionaer ist jetzt schon traurig, haben doch seine Favoriten Ralfi und Plutonic kein Gehör bei der deutschsprachigen Jury gefunden. Nun hofft er auf die italienischen Vertreter Elias oder Vad Vuc, menno!

Arbresha Same stars
Bubble Beatz feat. Sandra Wild Run
Thierry Condor Open heart surgery
Dahï Destiny
Simon Hafner There was a yesterday
Andy McSean Hey now
San Dii iMagination
Timebelle Singing about Love
Tiziana Only human
Alenko Vu d’en haut
Anach Cuan Hurdy Gurdy Girls
Célia Letter to myself
Licia Chery Fly
Mélanie René Time to shine
Shana Pearson Kevlar heart
Deborah Bough 1, 2, 3 take me back to 23
Elias feat. Zero In On Your perfume
Vad Vuc Cocktail e fantasmi

Update: War mal wieder nix mit den eurovisionären Favoriten, denn mittlerweile wurde das finale Teilnehmerfeld für die Schweizer TV-Show am 31. Januar bekannt gegeben. Dem offensichtlichen ESC-Trend 2015 folgend, wird dort gepflegte Langeweile herrschen, die keinem weh tut, aber auch niemanden vom Hocker reißt:

Timebelle Singing about Love
Tiziana Only human
Andy McSean Hey now
Licia Chery Fly
Mélanie René Time to shine
Deborah Bough 1, 2, 3 take me back to 23

Das Jahr eins nach Valentina

SNM MicheleSan Marino setzt auf die unverbrauchte Jugend, weil dem alten „Schlachtross“ Valentina Monetta nach dreimaliger Teilnahme in Folge offensichtlich die Lust am ESC vergangen war. Michele Perniola, der bereits bei dem vom eurovisionaer eher verhassten Juniorvision Song Contest 2013 sein Glück versuchte, soll es nun in der Erwachsenenausgabe richten und im zarten Alter von 16 nach Wien reisen. Zur Seite gestellt wird ihm Anita Simoncini, gleichaltrig und ebenfalls – 2014 – mit ihrer Girlgroup „The Peppermints“ kläglich beim JESC gescheitert. Ob sich die beiden Teenager nun beim wahren Song Contest beweisen und aus dem Schatten der wunderbaren Valentina frei schwimmen können, wird sich zeigen, wenn der Beitrag des Duos – voraussichtlich im März 2015 – veröffentlicht wird. Spätestens dann wissen wir auch, ob das Ralph-Siegel-Abo abgelaufen ist oder ob uns per Dauerauftrag weiteres Grauen für Michele & Anita bevorsteht.



Aua

Malta hat heute Abend seinen 2015er-Beitrag zum Eurovision Song Contest aus einer nicht enden wollenden Reihe von Peinlichkeiten ausgewählt. Herausgekommen ist – natürlich! – eine weitere Peinlichkeit, die den Inselstaat endlich wieder dahin rückt, wo er musikalisch eigentlich (seit den kläglichen Anfängen in den Siebzigern) schon lange hingehört – ins Abseits. Gute Nacht Malta, und gute Nacht Amber, aber glaubt Ihr allen Ernstes, dass Europa so ein erbärmliches, unmelodisches Etwas heutzutage noch hören möchte?

Genau deshalb fragt sich dann auch der eurovisionaer in Momenten wie diesen, ob seine jahrzehntelange Vorliebe für den Song Contest solch aberwitzige Entscheidungen noch lange aushält. Will dieser Wettbewerb denn mit aller Macht jedes Jahr aufs Neue beweisen, wie camp und crazy er ist und wie wenig er auf immer und ewig mit zeitgenössischer Musik zu tun haben möchte? Einziger Trost: Bei dieser verquasten Wahl in den „Malta Shipyards“, wo es kaum zufriedenstellendere Alternativen gab, blieb uns zumindest noch weitaus Schlimmeres – in Person der schunkelnden Nonnen – erspart. Und abgesehen davon ist ja die Saison noch jung. Es kann also nur besser werden.


Da war doch noch was…

mac Daniel KajmakoskiUnd damit endgültig wieder Ordnung herrscht, hier noch ein Nachtrag. Vergangenen Mittwoch wetteiferte eine Schar ambitionierter Gesangstalente beim weltberühmten Skopjefest um das mazedonische Ticket nach Wien. Es gewann ein junger Barde namens Danijel Kajmakoski mit dem Beitrag Esenski lisja (Herbstblätter). Doch schon kurz nachdem die Kameras abgekühlt waren, stellte sich heraus, dass offenbar über 1.000 Prepaid-Karten verteilt wurden, um das Ergebnis des Televotingentscheids zu beeinflussen. Natürlich – so beteuerten die Verantwortlichen – habe die Manipulation keinerlei Einfluss auf das Endergebnis gehabt. Naja, wir wissen mittlerweile, so ein kleiner Skandal gehört zur Eurovision wie der Bart zur Conchita.

Wer übrigens noch einmal tief in die mazedonische Vorentscheidungsmaterie eintauchen möchte, dem empfiehlt der eurovisionaer den minutiösen Live-Blog der Prinzen.


Die Ereignisse überstürzen sich

Sorry, der eurovisionaer hat gepennt. Da kümmert er sich maln paar Tage um wirklich wichtige Sachen im Leben… und dann sowas! Was zwischen Sarajevo und Banja Luka jedes Kind schon seit Montag wußte, liest der Herr des Hauses gerade hier nach. Demnach „gehen die Bosnier nicht zum Eurosong“, weil sie mal wieder kein Geld haben (wie auch, wenn dort angeblich niemand GEZ-Gebühren zahlt?). Und da ein potenter Sponsor nirgends aufzutreiben war, die bereits angefragten Künstler Hari Mata Hari bzw. Regina keine Lust hatten, den Überlandbus nach Wien und das dortige Hostel aus eigener Tasche zu zahlen, wird es nun wieder nix mit einer schönen bosnischen Ballade Anno 2015. Schade, aber nun gut. Denn irgendwann nervt dieses zickige Hin und Her von BHRT selbst die sanftesten Gemüter. Erst ja, dann vielleicht, nun nein – mittlerweile ist das jedes Jahr das gleiche Spielchen. Und so verscherzt sich der kleine Balkanstaat allmählich die tiefen eurovisionären Sympathien der Fans.

Ganz anders dagegen die Tschechen (ab jetzt sind die Nachrichten übrigens wieder tagesaktuell)! Die gaben nämlich heute überraschenderweise bekannt, dass sie nach Wien reisen werden, obschon sie dort niemand wirklich erwartet bzw. auf der Rechnung hatte. Denn während gelangweilte ESC-Nerds in den letzten Wochen entweder nervige Mails Richtung Marokko schickten oder hitzig über das angebliche Luxemburger „Ja“ debattierten, entwickelte sich in unserem östlichen Nachbarland eine neue, zarte eurovisionäre Liebe. Schade nur, dass diese vorerst noch recht zögerlich ausgelebt wird, denn statt einer schmucken Vorentscheidung soll es zwischen Böhmen und Mähren lediglich eine kleine interne Nominierung für den 60. Song Contest geben. Gegen das geliebte Bosnien ist das alles in allem zwar ein schlechter Tausch – zumal Tschechien bekanntermaßen das mit Abstand erfolgloseste Teilnehmerland der Eurovisionsgeschichte ist – aber sei’s drum. Schließlich weiß der eurovisionaer aus eigener Partyerfahrung: Sagt mal jemand kurz vor knapp ab, freut er sich immer, wenn ein anderer Gast spontan dazu stößt, denn dann bleibt zumindest nix von der Suppe übrig. Prima also, dass es immer wieder reuige Rückkehrer in den Schoß der ESC-Familie gibt! Oder hatte das tschechische Fernsehen einfach nur Angst, dass die EBU der neuesten Prager Mode folgen und mit faulen Eiern werfen würde?


Anouk hält nicht dicht

trijntjeVergangenes Wochenende hat der niederländische TV-Sender TROS jene eher zartbesaiteten Eurovisionsfans nahezu um den letzten Rest Verstand gebracht. Hatte sich doch die seit dem 2013-er ESC europaweit vergötterte Anouk in einem lauschigen Fernsehinterview am späten Freitagabend verplappert, dass Trijntje Oosterhuis eine sehr gute Wahl für das Eurovisiesongfestival wäre, um dann in Gelächter auszubrechen und zu versichern, sie sei nun mal eine schlechte Lügnerin. Aber passiert! Denn in Windeseile kursierten die Meldungen über eine angeblich längst getroffene interne Auswahl der seit über zwanzig Jahren populären holländischen Sängerin mit dem lustigen landestypischen Namen, deren erst 2012 erschienenes Nr-1-Album „Wrecks we adore“ von – ach! – eben jener besagten Anouk produziert worden war.

Zwei lange Tage – die Fans schwankten bereits zwischen Ohnmacht und Jähzorn – vergingen, bis TROS dann endlich ihr eurovisionäres Leak erkannte und Stellung bezog: Frau Oosterhuis darf zur Eurovision! Jedoch nur dann, wenn sie sich fortan Traincha nennt, um nicht mit der Sha-la-lie-Knalltüte Sieneke in einen Topf geworfen zu werden und dann womöglich die durch die Common Linnets gerade erst hart erarbeitete ESC-Credibility sofort wieder zu verspielen. Letzteres ist aber unwahrscheinlich, denn Frau Anouk höchstpersönlich ist festen Willens, ihrer Freundin einen fabulösen Song auf den Leib zu komponieren. Der eurovisionaer vermutet, dass sie noch ein Hühnchen mit ihrer Erzfeindin Ilse deLange zu rupfen hat (wir erinnern uns an diesen fiesen niederländischen Zickenkrieg…) und daher beabsichtigt, deren ruhmreichen zweiten Platz 2014 mit „Calm after the Storm“ ein Jahr später in Wien noch zu toppe(r)n.


Loïc!

Ok, die Wallonen sind definitiv die besseren Manhunter. Während die Flamen nämlich zuletzt versuchten, uns mit dem dicklichen Muttersöhnchen Axel Hirsoux zu beglücken (was bekanntermaßen gründlich in die Hose ging), setzen die französischsprachigen Belgier erneut auf Eyecandy und legen nach Monsieur Bellarossa (2013) nun noch einen drauf. Denn – wie schon bei jenem pausbäckigen Roberto vor zwei Jahren – fischte RTBF im Castingbecken von “The Voice Belgique” und zog sich den überaus drahtigen Loïc Nottet heraus. Obschon dort im Mai dieses Jahres nur Zweiter geworden, unterschrieb der 18-jährige gerade erst einen fetten Plattenvertrag mit Sony, denn eine unverwechselbare Stimme hat der aus Courcelles stammende Sänger nun wirklich. Der eurovisionaer schwankt noch, ob er die einfach nervtötend oder schlicht unique findet, doch die Entscheidung fällt bestimmt leichter, wenn der stimmlich wie körperlich gelenkige Loïc demnächst eigenes Songmaterial interpretieren darf und nicht mehr blöde Songs von Rihanna oder Sia nachsingen muss.

Bis es soweit ist, hat das belgische Fernsehen ihn offensichtlich in irgendein verrumpeltes Kellerloch eingesperrt, wo er je nach Laune entspannt am Kronleuchter abhängt oder schon mal mit einer sehr böse dreinblickenden, schmutzigen Frau Choreografien und Hebefiguren für den Auftritt in Wien üben darf. Vielversprechend…