Lass dir Zeit, Europa!

Lass dir Zeit, Europa!

zeitDer eurovisionaer ist ein wenig ungehalten. Kurz vor Jahresende sind nun bereits acht Mitwirkende des Wiener ESC benannt worden, fünf von ihnen gar mit einem passenden Wettbewerbsbeitrag im Gepäck. Erst kürzlich, über die für uns alle eigentlich wohlverdienten Weihnachtsfeiertage, traf man sich in Minsk und Tirana, um im Rahmen pompöser Eurofeste die nationalen Vertreter für den nächstjährigen Song Contest zu erwählen.

Nun gut, könnte man konstatieren, so haben Fans und Blogger eben frühzeitig Gelegenheit über ihr Lieblingsfestival zu schwadronieren, kleine feine Ranglisten aufzustellen und hitzige Diskussionen auszufechten. Allein – wenn es um die Substanz der bislang erwählten Liedbeiträge geht, mag der eurovisionaer am liebsten verstummen. Unter ihnen – auch nur in Ansätzen – einen hoffnungsvollen Anwärter auf den Sieg im kommenden Mai auszumachen, erscheint ihm vollends unmöglich. Selbst an herkömmlichen populärkulturellen Schlagermaßstäben gemessen, bleibt die Auswahl textlich belanglos,  folgt kompositorisch den schon tausendmal gehörten 3-Minuten-Songmustern und hinkt dem zeitgenössischen Popmusikschaffen um Meilen hinterher.

Lasst euch doch ein wenig Zeit, mag er den Komponisten und Textern Europas zurufen, denn wer in aller Welt will schon neue Eurovisionsschlager zum winterlichen Glühweintreffen, wenn das eigentliche Event fast noch ein halbes Jahr auf sich warten lässt? Ganz reaktionär (in anderen Kontexten augenblicklich ein Lieblingsschimpfwort des eurovisionaers) wünscht sich dieser daher klammheimlich die goldene ESC-Zeit zurück, als Contest-Klassiker wie Dschingis Khan nur vierzehn Tage nach ihrem nationalen Durchbruch bereits auf der großen internationalen Bühne standen. Ob es deshalb ein gutes Omen ist, wenn die deutsche Vorentscheidung in dieser Saison eine der letzten ist?

Grafik: eurovisionaer


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