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Here we go!

Es hat mal wieder etwas länger gedauert, doch nun liegt er aufm Tisch, der Remix des Balladenjahrgangs 2015. Irgendwie hat es sich der eurovisionaer selbst nicht so recht machen können mit dieser Ausgabe und tage-, ach… wochenlang an halbwegs groovigen Übergängen gefeilt und wummernde Basslines getestet. Ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat, vermag der Verursacher selbst noch nicht abschließend zu beurteilen – schließlich musste er schweren Herzens auf seine Lieblinge Maraaya und Morland verzichten, die sich eindeutig als unmixbar erwiesen. Neben altbekanntem Eurodance und überraschend coolem Deep House aus Armenien hat er jedoch als Quasi-Trostpflaster einen fantastolösen „Mesmerize“-Mix (ok, ok, war nur ne Vorentscheidungsnummer) aufgetrieben, der so manche Schwachstelle im Projekt wieder ausgleicht. Aber was soll das ganze Gerede – das Ding is zum Hören da!

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Der eurovisionaer sieht rosarot!

Der Wiener Song Contest ist Geschichte. Mit großem Vorsprung schnappte sich der schmucke Mans Zelmerlöw den Pokal vor Russland und Italien und holte damit zum sechsten Mal den Sieg nach Schweden. Doch bevor wir uns auf die nun anstehende 61. Saison in der glamourösen Stockholmer Friends Arena freuen, hier noch ein kurzer Rückblick auf den besten Song Contest aller Zeiten.

Da wären zuallererst die wundervollen Moderatorinnen des Abends, Arabella Kiesbauer, Miriam Weichselbraun und Alice Tumler zu nennen. Locker wie keine ihrer Vorgängerinnen führten sie durch die drei spektakulären ESC-Abende, die ganz Europa beeindruckten. An keinem in schäbigen Redaktionsbüros zusammengepinnten Drehbüchern hängend, waren sie vor Spontanität kaum zu bremsen und in ihren atemberaubenden Designerroben selbstverständlich auch optisch eine wahre Augenweide. Charmant und dennoch routiniert erfüllten sie ihren wahrlich anspruchsvollen Job und gaben selbst dem bekanntermaßen überaus kritischen ESC-Fan keinen einzigen Grund zur Klage. Lediglich die Green-Room-Reporterin Conchita Wurst fiel da etwas ab, spulte sie doch die ewig gleichen Fragen herunter und machte auch sonst keine besonders gute Figur. Nun ja, kein Wunder bei dieser unschlagbaren Moderatorinnenkonkurrenz.

Apropos – die Konkurrenz! Ein wenig flach war sie schon anno 2015, das derenthalben in der Rückschau wohl kaum als einer der besseren Jahrgängen reüssieren wird. Doch wir können von Glück reden, dass zumindest auf die schwedischen Autoren weiterhin Verlass ist. Nicht allein, dass sie uns mit dem wundervollen Siegertitel, dem musikalischen Kleinod “Heroes” verzückten – bescheiden und wahrhaftig unauffällig für die große ESC-Bühne umgesetzt, und das Herzstück des Wettbewerbs, den Song, immer im Auge behaltend. Nein, in ihrer offenbar nicht enden wollenden Kreativität und ihrem unerschöpflichen Einfallsreichtum zauberten sie ebenso selbst- wie auch konkurrenzlos für nicht weniger als sieben weitere Mitbewerber (GEO, RUS, MOL, NED, MAZ, AZB, ESP) Melodien für die Ewigkeit aufs Papier. Thank you for the Music – einzig übertroffen von den drei strammen italienischen Tenören! Deren herrliches “Grande Amore”, eigentlicher Sieger der Televoter, erinnerte uns wehmütig an die grandiosen Canzoni der Vierzigerjahre und wurde verdientermaßen Gewinner der europäischen Herzen!

Auch das Voting, eigentlicher Kult der Veranstaltung, das in den Vorjahren leider allzu häufig wegen unangenehmer Nachbarschaftswertungen von sich durch negative Schlagzeilen reden machte, gab 2015 keinen Anlass zur Kritik. Vorbildlich die nunmehr unvoreingenommenen Abstimmungen aus Baku, Tiflis, Tirana oder Jerewan. Endlich und unwiderruflich hat in Wien der heilige Geist, das Lied alleine für sich und nicht nach deren Herkunft oder politischem Hintergrund zu beurteilen, Einzug in den European Song Contest gehalten. Freudig bejubelten die 10.000 Fans in der Halle daher auch jeden Punkt an die russische Sängerin Polina Gagarina, für die es zum Leidwesen der vielen Eurovisionsanhänger zum Schluss dann doch nur für den undankbaren zweiten Platz reichte.

Aber bleiben wir bei den Wiener Organisatoren: Sie wussten, wie man eine atemberaubende Show zusammenstellt. So zum Beispiel mit einem spektakulären Pausen-Act. Vergessen sind die Zeiten, als irische Tänzerinnen lediglich einen folkloristischen “Flusstanz” aufführten oder Europa in übersichtlichen Live-Schaltungen zu einem sogenannten “Flashmob” genötigt werden sollte. Österreich besann sich auf die Anmut längst vergessener Grand-Prix-Abende und vereinte die heimischen Sängerknaben in einem Potpourri klassischer Sinfonien unter der Leitung von Martin Grubinger mit wahrhaftig großer, anrührender Musik. Einzig die legendären Tanz-darbeitungen des Ehepaares Trautz aus den frühen Siebzigern bleiben dagegen noch einnehmender, gar mitreißender in Erinnerung.

Und so seien abschließend nur noch einige Anmerkungen zu den deutschsprachigen Wettbewerbern des Abends gestattet. Die bundesrepublikanische Sängerin Ann-Sophie, Liebling aller internationalen Medien im Vorfeld des Wettbewerbs, erlebte eine völlig niederschmetternde Erfahrung in ihrem noch jungen Musikerinnendasein. Fand sich doch deren frischer Song “Black Smoke” (Schwarzer Rauch) – energetisch und mit Herzblut vorgetragen – kurz nach Mitternacht unverhofft am Ende des Punktetableaus wieder. Schade, denn damit straften die Juroren auch den nationalen Veranstalter NDR – wegen seiner außerordentlichen ESC-Anstrengungen zuvor noch als innovativ und transparent gelobt – unverdientermaßen ab.

Den österreichischen Vertretern dagegen, der Hippieband “The Makemakes”, widerfuhr eine Null-Punkte-Platzierung gerade recht. Schließlich wurden hier alle zuvor warnenden Hinweise, es handele sich auch fürderhin um einen Schlager- und Melodien- und nicht um einen Zirkuswettbewerb, komplett ignoriert – so dass sich das unglückliche Austria nicht wundern darf, nun als erfolglosestes Gastgeberland aller Zeiten in die Song-Contest-Historie eingehen zu müssen. Das tut weh!

Grafik: eurovisionaer

Schön sind wir sowieso

Noch Tage nach der fetten Blamage ist die Zero-Points-Bauchlandung der deutschen Vertreterin Ann Sophie Thema der heimischen Berichterstattung. Doch das einhellige bundesrepublikanische Lamento über die ESC-Höchststrafe und die sich anschließende Selbstbeweihräucherung nerven den eurovisionaer mit jeder Zeile, die er liest. Pech habe sie, die nationale Hoffnung, gehabt, toll und professionell sei sie gewesen und der Song selbstredend von ausnehmender Qualität. Und trotzdem war das alles nicht gut genug für Europa?

Es ist erbärmlich, jetzt darüber zu streiten, wer von den beiden Null-Pointern, ob Österreich oder Deutschland, nun auf den letzten Platz gesetzt werden sollte. Es ist verräterisch, wenn sich plötzlich eine für unser Selbstverständnis typische Diskussion damit beschäftigt, ob das Punktesystem noch zeitgemäß ist, wo es uns doch lange Jahre einen feuchten Dreck geschert hat. Es werden Rechenspiele betrieben, die in ihrer Absurdität kaum zu unterbieten sind: Nur um den Preis, dass die deutsche Sirene bei irgendeinem irgendwo um einen unauffälligen Platz 20 gerankt wird und die nationale Schande offenbar ein wenig erträglicher ist? It sucks!

Ebenso wie der Urbansche Kommentar in jener Nacht, der erst die Blaupause für alle sich anschließenden Rechtfertigungsbemühungen einer aus deutscher Sicht von Anfang an verkorksten ESC-Saison abgab. Denn auch der vertraute ESC-Flüsterer stotterte sich wie gewohnt durch seine Kommentarkarten, um völlig erschrocken zu konstatieren, dass in dem 27-er Feld einfach viel zu wenige Punkte verteilt wurden, um die Deutschen in ihrer Gier nach internationaler Anerkennung halbwegs zu befriedigen. Dass die wieder einmal nichts gewagt hatten, dass die “modernen” Sounds, die er bei der lettischen Aminata noch hochtrabend (und recht gönnerhaft) gelobt hatte, bei der nationalen Vorentscheidung in Personae der Ladiesband Laing aber überhört bzw. abgestraft wurden – egal.

Statt dessen wurde in bekannt großmännischer Manier auf alles eingeprügelt, was sich noch schlechter als das heimische Angebot gerierte. Großbritannien, laut Herrn Urban die führende Popnation Europas, schickte statt eines angeblich in London an jeder Ecke zu findenden zeitgemäßen Popacts eine lahme Swingkopie in Österreichs Hauptstadt. Russland wußte er – ganz regierungskonform – als scheinheiligen Putinschen Friedensappell zu verunglimpfen, um sich kurze Zeit später über die mittlerweile ach so böse Song-Contest-typische Verquickung von Unterhaltung und Politik zu empören. Peinlich.

Der eurovisionaer hätte genügend Grund gehabt, in diese Ätzerei einzustimmen – scheiterten doch an jenem Finalabend all seine Favoriten aus Slowenien, Estland und Norwegen ebenso an ihren eigenen Ansprüchen wie auch die von Kümmerts Gnaden Getriebene. Doch was nutzt es, auf beleidigte Leberwurst zu machen oder die Besserwisserkeule zu schwingen? Nichts! Der ESC ist halt jedes Jahr auf’s Neue ein Spiel mit Gewinnern und Verlierern, das – niemals gerecht und stets von persönlichen Geschmäckern abhängig – trotzdem unbändigen Spaß macht.

Wer jedoch in diesem erlesenen Kreis hochdotierter Player einigermaßen sympathisch rüber kommen möchte, sollte sich vielleicht, lieber NDR, hinsichtlich der (subjektiv empfundenen) Ungerechtigkeiten dieser Welt bedeckt halten und sich in seinem Unmut zuallererst mal an die eigene Nase fassen.

Foto: eurovisionaer

Im ESC-Quoten-Loch

Wir sind wieder bei Miss Kiss Kiss Bang angekommen (und damit ist nicht des eurovisionaers Freundin Regina gemeint…), denn letzten Samstag gabs die schlechteste ESC-Quote seit 2009! Aber nein, wir rufen jetzt nicht nach Stefan Raab, sondern hoffen, dass der NDR von selbst drauf kommt… aber auf was?

Quoten ESC Deutsch 76 -15

 Quelle: statista.com

Alle Jahre wieder: Schweden gewinnt ESC 2015

Der Wiener Song Contest ist Geschichte. Mit großem Vorsprung schnappt sich Mans Zelmerlöw den Pokal vor Russland und Italien und holt damit zum sechsten Mal den Sieg nach Schweden. Alle Songs, Infos, Ergebnisse und Kommentare gibt es selbstverständlich in der Sektion Wien.

Mans gewinnt

Foto: EBU / Thomas Hanses

So wird in Wien gestartet

Das wird zumindest für den eurovisionaer am Samstag wohl weniger spannend: Nach ca. 30 Minuten sind alle seine Lieblinge durch, denn Slowenien, Estland und Norwegen singen bereits im ersten Drittel des unüberschaubar großen  Wiener Teilnehmerfeldes von 27 Nationen.

Doch mehr dazu nächste Woche, wenn die langen Wiener Nächte im Rahmen des sehr kurzweiligen Betriebsausflugs erst einmal verdaut sind. Der treuen Leserschaft einen freudvollen Gruß aus der österreichischen Hauptstadt und einen schönen Song Contest 2015 – wo auch immer Ihr ihn schaut! Bye, Bye, 3 Minutes – I gotta go.

TN Finale 2015

Grafik: eurovisionaer


Heute Abend: 2. Semi in Wien

Während sich der Blogwart heute Abend mal in die Wiener Stadthalle wagt, hier die Wettbewerber für das zweite Semifinale in Wien. Wie schon am Dienstag steigen erneut zehn Teilnehmer auf, um am kommenden Samstag im Finale um den Song-Contest-Sieg zu singen. Stimmberechtigt sind neben den 17 Teilnehmerländern ebenfalls Australien, das UK, Italien und Deutschland. Sofern der interessierte Zuschauer hierzulande den richtigen Kanal findet. Der NDR nämlich bewertet das Event mal wieder als Quotengift und versteckt überträgt das Spektakel gleich auf drei seiner Spartensender: EinsPlus (in internationaler Gebärdensprache), Phoenix (vermutlich mit hipper SocialMedia-Leiste) und Einsfestival.

TN 2015 SF2Grafik: eurovisionaer

Der Wunschzettel für Wien

Was mit dem Conchita-Opener spektakulär begann, entpuppte sich im Verlauf des gestrigen ersten Semifinalabends leider als zuweilen schnarchlahme Veranstaltung, die dem Kopenhagener Fest Anno 2014 bislang relativ wenig entgegensetzen konnte. Denn so viele Bierchen hatte der eurovisionaer beim mittlerweile sattsam bekannten Bürgermeister nun auch noch nicht getrunken, als dass ihm so manch Wiener Show-Hänger verborgen geblieben wären. Prompt hat er sich heute Morgen mal wieder ganz neunmalklug hingesetzt und einen Wunschzettel an den ORF für die zwei verbleibenden Shows geschrieben:

1. Fake-Applaus einspielen – wie zumindest bei der russischen Polina und der serbischen Bojana deutlich hörbar – geht gar nicht. Wer nun, ob ORF oder EBU, die innovative Idee hatte, die Wiener Stadthalle mit eingespieltem Jubel vom Band zu pimpen – egal. Bitte nie, nie, nie wieder!

2. Die Bühne ist ein Hingucker und lässt den Künstlern genügend Platz, ohne dass sie verloren wirken. Aber bei vielen Acts wäre wohl mit etwas mehr Mühe mehr drin gewesen, was die wunderbaren Inszenierungen der ungarischen und estnischen Auftritte zeigen. Schade, da geht noch was.

3. Wozu drei blasse Moderatorinnen, wenn die eigentliche Gastgeberin des Abends – Conchita Wurst – den Laden sehr gut alleine schmeißen könnte? Alice, Arabella und Miriam: schaut Euch den Contest doch bitte am Samstag auf dem heimischen Sofa an.

4. Müde Einspieler: Wiener Humor hin oder her – die Zwischenfilmchen 2015 lassen uns die wunderbaren „ESC-Book of Records“-Clips vom Vorjahr schmerzvoll vermissen. Und zu allem Übel quatscht Peter Urban sie auch noch von vorne bis hinten zu – ein weiterer Abtörner. Lieber ORF, bitte schick am Samstag nicht noch ein Pferd auf die Stadtrundfahrt!

5. Erledigt und abgehakt: die Verkündung der qualifizierten Finalteilnehmer! So ähnlich muss es auf dem Ablaufplan gestanden haben, denn selten sind die zehn Kandidaten, die am Samstag erneut auftreten dürfen, so schnell und spannungsarm in die Endausscheidung durchgewunken worden. Hoffen wir, dass sich dafür das Finalvoting zum echten Nervenkitzler entwickelt.

ESC-Fans geben die Hoffnung halt nie auf …


Die ersten Wiener Qualifikanten

Okay, besser bei Stimme als die finnischen Punkrocker war die albanische Chanteuse nun auch nicht, aber offensichtlich hatte sie mal wieder die größere Diaspora-Fanbase hinter sich. Der Rest der zehn glücklichen Finalteilnehmer war dagegen vorhersehbar…

quali SF 1

Grafik: eurovisionaer