Donnerstag, 05. Mai 2011

Düsseldorf erleben: Sind wir nicht alle ein wenig…?

Nach einigen Tagen der Partyrekonvaleszenz (viel is in der Landeshauptstadt zwischenzeitlich abgesehen von der Probenroutine eh noch nicht passiert) gehts nun doch endlich los. Nachdem die ursprünglich in einer sehr sympathischen Buchhandlung angesetzte Veranstaltung unter dem Titel „Ein bisschen Wahnsinn – Wirklich alles zum Eurovision Song Contest“ mangels Interesse abgesetzt werden musste, besteigen Herr P & Herr V und ich am am frühen Nachmittag nun die bereits zuvor erwähnte S-Bahn, die uns zwar nicht wirklich schnurstraks, aber nach einigen Irrwegen letztlich dann doch nahezu in ein Hotel der gehobenen Mittelklasse bringt, das als Ausweichquartier für die Vorleserei dient. Dort ist die Lesung der ESC-Experten Clemens Dreyer und Claas Triebel nun für 16 Uhr angesetzt. Ihr Buch stellt eine Sammlung wissenswerter, amüsanter und kurioser Fakten sowie erinnerungswürdiger Szenen rund um den Eurovision Song Contest dar, und wird von den beiden, wie sich später herausstellt, mit Gesang und Klavierspiel äußerst unterhaltsam (wenn auch vor beschämend kleiner Kulisse…nun ja, an uns hats nicht gelegen) vorgetragen und – taramtamtam!!! – von der Euroeminenz Jan Feddersen höchstpersönlich moderiert.

Und während Herr V diesem gleich nach der Veranstaltung auf dem Weg zum Aufzug bzw. in dem selben noch einige zickige Bemerkungen zur diesjährigen Wettbewerbsausgabe und deren TeilnehmerInnen entlockt, ich einen kurzen Blick auf den vor dem Fahrstuhl wartenden Dino Merlin und dem in der Hotellobby von einer Schar nervtötender Fans umlagerten Eric Saade werfe und dabei überlege, ob Feddersens These, die Veranstaltung drohe mit steigender Popularität zu „entschwulisieren“, nun schlichtweg blöd oder einfach überkandidelt ist, bereitet sich schon Frau S. nach verdientem Büroschluss auf ein gemeinsames Treffen in der Altstadt vor. Mittels moderner Kommunikationstechnologie vereinbaren wir einen Treffpunkt, lassen den Ort der Hochkultur hinter uns und begeben uns zurück in die niedere Fanzone.

Während des Essens mit Frau S. in einem ex-jugoslawischen und daher guten Straßenrestaurant in der Altstadt berichten wir selbstverständlich ausgiebigst von unseren nachmittäglichen Erlebnissen, als wir gleich gegenüber einen vom Ursprung her wohl eher auf Karnevalsartikel ausgerichteten Verkaufsladen entdecken, der augenblicklich in seiner Auslage Eurovisionsdevotionalien jedweder Art anbietet. Kurze Zeit später drinnen angekommen, lernen wir nicht nur die typisch rheinische und damit herzliche Seele einer Verkäuferin kennen. Auch probieren wir Oberbekleidungsartikel mit unterschiedlich ansprechenden Eurovisions-Motiven an und stellen übereinstimmend fest, dass schwarz an sich schlank macht. Das wird uns durch die kommenden Altbiergetränkten Tage helfen und mit dieser Gewissheit verabschieden wir uns von den Herren P & V, die nach den bisherigen Erlebnissen einen gewissen Erschöpfungszustand verspüren. Frau S und ich haben noch lange nicht genug und machen uns auf den Weg in Richtung Euroclub.

Womit wir auch schon beim Verlierer einer zum Glück faktisch nicht-existierenden In- und Out-Liste des diesjährigen Eurovision Song Contests wären: der Euroclub 2011 ist nun so gar nicht bemerkenswert und hat meiner Meinung nach ob seiner eher Besucherunfreundlichen Regularien mehr Schein als Sein repräsentiert. Denn bislang unerwähnt blieb die Tatsache, dass wir Herren des Nachmittags dort bereits bei einem gelangweilt dreinschauenden Trupp Eurovisionsfunktionäre (sprich in Clubs organisierter Fans) vorstellig werden mussten, um unserer Bitte nach Einlass in den Euroclub Nachdruck zu verleihen. Einfach gesagt heisst das, wer bis zum frühen Nachmittag nicht Anspruch auf Teilnahme an einer Abendveranstaltung in besagtem Club angemeldet hat, kam dann auch später nicht mehr rein. Da es Homosexuelle an sich zuweilen gewohnt sind, mit dem Strom zu schwimmen, haben wir uns auf diese aberwirtzige Regelung eingelassen und halt schon vorher Karten für den Abend organisiert. Das war die Mühen nicht wert, wie Frau S und ich später fest stellen müssen: wenngleich oder gerade weil in der Ratinger Straße und damit nahe der Geburtsstätte der Toten Hosen gelegen, herrscht im Euroclub auch fast 30 Jahre später eine solche Stimmung. Offensichtlich bereitet man sich auf einen für spätabends angesetzten offiziellen Empfang irgendeiner Delegation vor, so dass wir eher das Gefühl haben zu stören. Für zwei Bier reichts, aber dann ist Schluss für heute.

Foto: Erik Dreyer, Urban Lübbecke

Keine Atempause – weiter gehts am 06. Mai 2011


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