2014 in Europa
Category : Artikel 2014
Es gibt sie. Die böse, reale Welt außerhalb der heilen Eurovisionshemisphäre. Zum Beispiel in Odessa. Dort stürmte Sonntagabend ein mit Knüppeln bewaffneter Mob ein Konzert der Popdiva Ani Lorak. Die Sängerin erlangte durch ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest 2008, wo sie den zweiten Platz mit „Shady Lady“ belegte, größere Bekanntheit in Europa und gilt in der Ukraine als eine der populärsten Künstlerinnen des Landes. Seitdem sie jedoch im Mai dieses Jahres zwei Musikpreise in Moskau entgegen genommen hatte, werfen ihr nationale Kräfte „unpatriotisches“ Verhalten vor.
Den Auftritt im Nachtclub „Ibiza“ nahmen nun 200 Randalierer – Faschisten des „Rechten Sektors“ sowie Anhänger der nationalistischen „Swoboda“-Partei – zum Anlass ihres gewaltsamen Protests. Die Nationalhymne singend und lauthals Parolen skandierend gelang es ihnen, den Lorak-Auftritt zu stören, bis schließlich mehrere Hundertschaften Polizisten eintrafen und die aufgebrachte Menge daran hinderten, den Klub anzuzünden. Trotz des Zwischenfalls wurde die Veranstaltung danach fortgesetzt.
Als Kommentar zu den Auseinandersetzungen gab das ukrainische Innenministerium derweil bekannt, in den kommenden Tagen eine schwarze Liste mit 500 (russischen) Künstlern veröffentlichen zu wollen, die künftig ein Auftrittsverbot in dem Bürgerkriegsland erhalten werden. Frau Lorak soll angeblich nicht dazu gehören.
— Olivier Fehr (ر) (@ofehr_en) 3. August 2014