Furioses Armenien

Furioses Armenien

Iveta Mukuchyan | LoveWave

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Spätestens seit dem Kopenhagen-Besuch von Aram MP3 2014 wissen wir, dass Armenien ein glückliches Händchen mit der Auswahl unkonventioneller ESC-Songs hat. Die Wahlhamburgerin Iveta Mukuchyan, die der eurovisionaer vorschnell als langweiliges Modepüppchen mit nichtsnutzigen Ambitionen bei diversen Casting-Shows abgestempelt hatte, überrascht ebenfalls mit einem für Song-Contest-Maßstäbe spannenden Elektroding, das beileibe nicht auf Nummer-Sicher geht. Und noch ein Pluspunkt: bei „Love Wave“ handelt es sich ausnahmsweise nicht um hinlänglich bekannte Konfektionsware aus schwedischer Feder! Bravo! Da ist die Top-Ten-Platzierung im Herzen des Hausherrn sicher.

Bestes Mal: Sirusho | Qele, Qele

Letztes Mal: Genealogy | Face the Shadow


2015 – Wien oder Amsterdam?

vor finaleleer
Endlich, der große Tag ist gekommen! Heute Abend findet der 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen statt. Entgegen mancher Erwartung haben die Dänen außergewöhnlich kreative Shows produziert und dem Contest der 10-er Jahre ein neues Gesicht gegeben, auf das wir uns freuen dürfen.

Gegen 24 Uhr wird also die diesjährige Gewinnernation, die wiederum in 12 Monaten einen weiteren „Jubiläums-Grand-Prix“ ausrichten darf, feststehen. Wie in kaum einem anderen Jahrgang sind in den vergangenen Wochen die Favoriten auf den Sieg gekommen und gegangen. Nicht nur das macht die heutige Entscheidung so ungemein spannend, denn sie bleibt auch weiterhin offen wie nie. Schien Armeniens recht sperriger Künstler Aram Mp3 vor Wochen noch mit einer Wettquote von 1.0 als „Schlager“-Europameister eindeutig festzustehen, so haben sich erwartungsgemäß die erfolgsverwöhnten Schweden mit der Sängerin Sanna Nielsen stetig herangearbeitet. Auch Ungarn, bereits im letzten Jahr mit „Kedvesem“ der – Achtung Pathos! – Sieger der Herzen, hat mit „Running“, einem Song gegen Kindesmißhandlung, erneut einen textlich und musikalisch starken Beitrag in das 2014-er Rennen geschickt.

Doch der ESC ist keine Fußball-EM. In seinem Finale kämpfen nicht zwei, sondern 26 Nationen um den Titel. Nach der Probenwoche und den Halbfinals in Dänemarks Hauptstadt ist nichts mehr wie es vorher noch war. Schossen am Dienstag die niederländischen „Common Linnets“ in die Spitzenränge der I-Tunes-Listen Europas, so war es am Donnerstag die Frau mit dem Bart, Conchita Wurst aus Österreich, die die alte Werfthalle in Kopenhagen nicht allein zum Toben, sondern zum Wackeln brachte.

Der eurovisionaere Tipp: Heute Nacht wird es einen eindeutigen Sieg entweder für die Niederlande oder für Österreich geben. Noch wird gerätselt, wie die Dragqueen in Osteuropa abschneiden wird, wo es in den vergangenen Monaten Forderungen gab, die Livesendung während des Auftritts des Wiener Künstlers Tom Neuwirth auszusetzen. Im eigenen Heimatland wurde die Sängerin als „Kreatur“ beschimpft, die Schande über die Nation bringe. Ich vermute, der gesamte Kontinent wird sich toleranter zeigen, als wir es jetzt noch denken. Sei es, weil er für unglaublich entspannte, wunderschöne Countrymusik aus Holland und / oder eben für den Act mit der Stimme und der Gesichtsbehaarung votet. In 24 Stunden sind wir alle klüger.

Foto: EBU / Andreas Putting

Vorbei

Zweieinhalb Monate sind vergangen, Europa hat in teils endlos langen Vorauswahlrunden seine Lieder bestimmt und wird sie nun nach Kopenhagen entsenden, wo gerade eine alte Fabrikhalle für eine Woche auf Hochglanz poliert wird. Wie immer überschlagen sich auf den letzten Drücker die Vorentscheidungen sowie die Veröffentlichungen als Ergebnis interner Abstimmungen. Mit dem gestrigen Treffen der „Head of Delegations“ endet traditionsgemäß die Suche nach DEM Lied für die Eurovision, die Karten müssen jetzt auf dem Tisch liegen (naja, nicht ganz, denn wir warten noch auf Russland, das möglicherweise klüger beraten gewesen wäre, dieses Jahr komplett zurück zu ziehen).

Die Fans hypen nun Armenien (was den eurovisionaer recht kalt lässt) und schaudern vor Belgien (wo er sich ihnen gerne anschließt). Aserbaidschan, in jedem Jahr einer der letzten Kandidaten, kann ebenfalls nicht überzeugen. Die Niederländer zeigen zum zweiten Mal in Folge dicke Eier und scheren sich wenig um Massenkompatibilität, sehr gut! Es wäre so schön, wenn andere ihnen folgen würden. Norwegen ist einfach traumhaft! Eurovision-Dot-TV lädt tagelang die auserwählten Einreichungen hoch, die Wettbüros erstellen erste Rankings. Alle bereiten sich so langsam auf den Abend der Abende am 10. Mai vor. Vermutlich wird es dort nicht so eine eindeutige Geschichte wie mit der schwedischen Loreen oder auch der dänische Emmelie werden. Wer nun tatsächlich dabei sein darf, weiß die Starterliste – wer hätte dabei sein müssen, sagt die eurovisionäre Playlist. Und doch – ist es ein guter Jahrgang? Der Autor weiß es noch nicht so recht, lässt sacken … und meldet sich dann. Bonsoir l’europe!


Aram aus Armenien mag mp3’s

Oder so ähnlich. Auf jeden Fall wurde er in der Silvesternacht zum Vertreter seines Heimatlandes beim Kopenhagener Eurovision Song Contest ernannt. Nach dem Augenbrauenungeheuer der Pleite vom Vorjahr ist das eine sehr gute Wahl, wovon man sich im folgenden Video trefflich überzeugen kann (es handelt sich leider nur um eine Hörprobe, nicht um den finalen Beitrag):


35 – wer bietet mehr?

35leer
Am heutigen Freitag, 22. November 2013, verstreicht die Meldefrist für die Teilnahme zum Eurovision Song Contest 2014 in Dänemark. Bislang haben 35 Länder gemeldet, auf den letzten Drücker nun auch Armenien und Aserbaidschan. Zur großen Freude des Eurovisionaers verkündete vergangene Woche zudem Bosnien & Herzegowina, dass es nach der einjährigen Pause wieder zum Contest nach Kopenhagen reisen wolle.

Abgesehen von den Griechen, deren Frist mangels eines staatlichen Fernsehsenders von der großzügigen Tante EBU verlängert wurde, fehlen damit noch die möglichen Nachzügler Serbien, Slowenien und Moldawien. Ach und Polen! Unsere östlichen Nachbarn allerdings fanden schon in den vergangenen Jahren genügend fadenscheinige Ausreden, dem musikalischen Europatreffen fernzubleiben. Wahrscheinlich ist es dieses Mal der verpatzte Klimagipfel, für den man die letzten Złotys auf den Kopf gehauen hat.

Update: Mittlerweile sagte Serbien ab, Modawien und Slowenien zwar zu (beide sind sich aber noch nicht ganz sicher), während Bulgarien nach einer ersten Zusage nun doch absagte. Polen hält sich weiterhin ganz raus. Wer da noch den Überblick behalten möchte, klickt am besten hier.

Grafik: eurovisionaer

Ein Lied für Malmö: Update

Was bisher geschah: Anke Engelke, unser aller Liebling, moderiert am 14. Februar die deutsche Vorentscheidung; Frankreich, Armenien und Zypern lassen diese zwar mehr oder weniger ausfallen, haben sich aber immerhin bereits auf eine/n Vertreter/in geeinigt; die Schweizer Heilsarmee gibt ihren Namen auf und fährt endgültig nach Malmö; die Schweden werden am kommenden Montag offiziell Sarah Dawn Finer als Präsentatorin präsentieren; Alexander Rybak ist vollends verzweifelt und nimmt als Komponist an der norwegischen Vorentscheidung teil… und und und! Die Saison nimmt merklich an Fahrt auf, denn bis auf die britischen Europaskeptiker wenige Ausnahmen stecken alle TV-Sender knüppeltief in ihren eurovisionären Vorbereitungen. Wir geben zurück ins Funkhaus!


Schluss mit lustig

Während sich die Reference-Group letzten Monat ob der Vorbereitungen 2012 etwas wortkarg gab und der homo-, metro-, heterosexuelle Eurovisionssieger Eldar Qasimov dagegen nicht müde wird zu beteuern, dass dem schwul-lesbischen ESC-Stammpublikum in Baku keine Gewalt drohe, blättere ich in einem aserbaidschanischen Reiseführer, der mir vor wenigen Tagen von den Herren P. und V. geschenkt wurde.

Nicht nur, dass die Landeswährung Manat derzeit exakt einem Euro entspricht und von Robert Kalina entworfen wurde, der bereits – richtig! die uns vertrauten europäischen Scheinchen designt hatte – auch erfahre ich, dass die Luft in der kosmopolitisch anmutenden Hauptstadt insbesondere nahe der schillernden Uferpromenade nach Smog, Salz und Öl rieche. Selbst das Kapitel Sex (ja, das gibt es in diesem bereits 2009 aufgelegten Kompendium auch, ohne dass die Autoren wohl damals ahnten, wie wissbegierig sich heutzutage mancher Leser darauf stürzt….) klärt auf, dass die Gesellschaft zwar recht konservativ sei, jedoch in der Umgebung vom Europa-Hotel von selbiger gelegentlich Transvestiten gesichtet wurden. Generell dürften (wohl auch in anderen Hotels, so interpretiere ich das mal) gleichgeschlechtliche Paare, die ein Bett teilten, weniger Aufmerksamkeit erregen als ein unverheiratetes heterosexuelles Pärchen. Und letztlich sei gar die Kriminalitätsrate eine der niedrigsten Europas, wenngleich in der Region Nagorny Karabach schon ein wenig Vorsicht geboten sei.

Während also meine westeuropäisch geprägte Seele sich allmählich mit dem Gedanken eines südkaukasischen Traumurlaubs anfreundet, beginnen nun die Aseris jedoch – oder besser gesagt ihre politische Führung – den ganzen Träumereien ein jähes Ende zu bereiten. Natürlich geht es dabei um den Konflikt mit Armenien, genauer gesagt um die Herausgabe von Gebieten in der oben erwähnten Region Berg-Karabach, die der Nachbar seit 17 Jahren besetzt hält. Notfalls wolle man das Gebiet mit Gewalt befreien, sagte Präsident Ilcham Aliyev bei einer Militärparade zum “Tag der Streitkräfte“ am 26. Juni 2011 und redete sich damit weder in die Herzen der seit Jahren verhandelnden EU noch in die der für den Songcontest zuständigen EBU. Da hört dann sicherlich der Spass auf. Dem geneigten Fan sei daher mal zur Abwechslung neben dem den Sommer überbrückenden Studium der Wertungstabellen der 60er Jahre auch diese Seite (mittlerweile leider gelöscht) empfohlen, die einen guten Einblick in die derzeitig mehr als angespannte Lage gibt.


A far l’amore comincia tu

Bereits letzte Woche fand in Genf ein Treffen der EBU mit Vertretern des aserbaidschanischen Fernsehsenders Ictimai TV statt, dessen Ergebnisse erst jetzt veröffentlicht wurden. Oder auch nicht. Während Deutschland sich im Sommer 2010 damit begnügte zu überlegen, wo man denn die Eurosause stattfinden lassen möchte und man sich glücklicherweise während eines längeren Altbierrausches für Düsseldorf entschied, steht hinter Baku 2012 immer noch kein Ausrufe-, sondern weiterhin ein Fragezeichen. Natürlich wird das so nicht offiziell kommuniziert. Vielmehr wird auf die lizensierte Verwendung des Logos und sehr ausführlich auf die seitens des Organisators einzuhaltenden Sicherheitsgarantien im Rahmen des Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention verwiesen. Hm…vielleicht bekommt Ola Sand doch noch kalte Füsse. Visazwang, Teilnahmebedenken seitens Armenien und Israel, Zeitverschiebung und eine noch nicht gebaute Veranstaltungshalle machen ihm derzeit wohl schwer zu schaffen. Anders kann man sich nicht erklären, dass erst eine Woche nach dem Delegationstreffen Presseinformationen verbreitet werden.
Eine wie diese zum Beispiel: Das vorzeitige Televoting (Abstimmung mit Beginn des ersten Beitrags) wird nach zwei Jahren wieder abgeschafft. Die Zuschauer habens einfach nicht kapiert und trotzdem erst nach dem letzten Song angerufen, was man sich zwar schon vorher denken konnte, aber eine offizielle Analyse schadet ja nie. Bei der ist dann auch herausgekommen, dass die ständigen großformatigen Einblendungen der Telefonnummern so sehr abgelenkt haben, dass keiner mehr richtig zuhören bzw. die Darbietung der Interpreten nur eingeschränkt aufnehmen konnte. Das sind ja immerhin mal Neuigkeiten!
Machen wir im Alltag ja manchmal auch: Wenn wir irgendwas partout nicht erzählen wollen, quatschen wir einfach einen anderen Sermon, denn das lenkt die Zuhörerschaft ab. Allerdings funktioniert das auch da nicht auf Dauer, denn irgendwann hakt einer nach. Bei der EBU wahrscheinlich auch, denn spätestens beim nächsten Treffen der Reference Group, das für Mitte August in Baku angekündigt ist, wollen wir schon wissen, ob wir uns alternativ auf die italienische Variante von Organisationstalent im Rahmen einer Show „Fulll off Tekknick änd full off Soooool“ des diesjährigen Zweitplatzierten einstellen müssen. Und wer erinnert sich nicht gerne an verrostete Kommentatorenkabinen und gestenreiche Moderationen Anno 1991 in Rom? Mit so einem As im Ärmel wird die EBU die Aserbaidschaner schon gefügig machen!


The Politics of Eurovision….

Der Eurovision Song Contest ist ein Wettbewerb zwischen Rundfunkanstalten und nicht ein Wettbewerb zwischen Ländern. Alle aktiven Vollmitglieder der EBU können an dem Wettbewerb teilnehmen. Der öffentliche Fernsehsender von Aserbaidschan Ictimai TV ist Vollmitglied der EBU und kann sich daher an Eurovisionssendungen beteiligen. Nachdem er in diesem Jahr den Contest gewonnen hat, hat der Sender das Recht, den nächsten Eurovision Song Contest für die EBU auszurichten und zu produzieren. Mit Sicherheit stellt sich in diesen Tagen auch bei der Europäischen Rundfunkunion die Frage, ob es sich verhindern lässt, den Eurovision Song Contest im kommenden Jahr zu einer Propaganda-Veranstaltung für den Əliyev-Clan werden zu lassen.

So äußerte sich in einem Interview der Song Contest-Supervisor Jon Ola Sand, der zwar unser Liebling ist, an dieser Stelle jedoch ein wenig Rückgrat vermissen liess. Damit konfroniert, dass Mehriban Əliyeva, Frau des Präsidenten von Aserbaidschan das Organisationskomitee in Baku leitet, sagte Sand:

Wir reden ausschließlich mit ictimaiTV. Ich kann nichts darüber sagen, was die Frau des Präsidenten macht. Ich weiß nichts darüber. Ich bin sicher, auch in Aserbaidschan wird es intensive Gespräche geben, wie der Contest am besten geplant und ausgerichtet werden kann.

Ähnlich wie in Düsseldorf gibt es mittlerweile auch in Aserbaidschan eine Taskforce, die sich mit den wichtigen Inhalten rund um die Organisation des Wettbewerbs auseinandersetzt, auch wenn diese von vielen Ministern und Oligarchen besetzt ist. Auf die Regeln der EBU angesprochen sagte Sand, dass es klare Vorgaben bezüglich der Redefreiheit gibt und dies für Fans, Delegationen und Journalisten gilt. Garantien für die Sicherheit der Anreisenden werde die EBU aber nicht übernehmen, dafür werde allerdings der Sender iTV in die Pflicht genommen.

Und während Armenien bereits seine Teilnahme im nächsten Jahr wegen des Nagornyj-Karabach-Konflikts abgesagt hat, Israel nicht nur feiertagsbedingt zögert, befürchten einige Eurovisionsanhänger bereits einen größeren Boykott. Nicht so unser aller Ola:

Nein. Und dafür gibt es bislang auch keine Anzeichen. In Oslo nahmen 39 Nationen teil, in Düsseldorf waren es 43. Keiner kann zu diesem Zeitpunkt sagen, wie viele es in Baku sein werden.

Foto: EBU / FredricArff