USFÖ – WTF?

USFÖ – WTF?

Herrje! Wild…. äh… Freikarten helfen da auch nicht! Furzlangweilige Songs, dünne Stimmchen und grottenpeinliche Performances: Der erste Akt des Vorentscheidungstrauerspiels, das NDR-Club-„Konzert“ (für so Allerweltstitel wie „Auftritt“ oder „Gig“ war sich der NDR wohl zu schade…) ist überstanden. Gewonnen hat die 24-jährige Ann-Sophie, immerhin die professionellste Künstlerin des Abends unter all den Amateuren der Republik.

Nun darf sie zur Belohnung zum großen Finale nach Hannover, wo am 05. März der Schlussakt des JeKaMi-Dramoletts gegeben wird. Und dorthin mitnehmen wird sie den wohl eigentlich als Elaiza-Follow-Up-Single angedachten Song „Jump the Gun“. Punkt. Mehr mag der eurovisionaer zu diesem unsäglichen Abend lieber nicht sagen. Gute Nacht.


Es folgt eine Werbepause

cd 2014leer
Wer sich am diesjährigen Jahrgang nicht satt hören kann, für den gibt es jetzt eine kleine Werbeunterbrechung! Die offizielle CD zum Wettbewerb 2014 mit allen 37 Beiträgen plus Emmelie de Forrests Interval Song „Rainmaker“ wird in den deutschsprachigen Ländern am 11. April erscheinen.
Derweil sieht es in den heimischen Musikcharts nicht so gut für die deutschen Teilnehmerinnen Elaiza aus: Notierten die Sängerinnen die ersten Tage nach der Kölner Vorentscheidung USFD noch auf Platz 1 der Downloadcharts, sind sie mittlerweile selbst in den Top-Ten nicht mehr zu finden. Von einem wirklichen Erfolg im eigenen Land – häufig ein Indikator für ein gutes Abschneiden beim europäischen Song Contest – lässt sich da noch nicht sprechen. Ganz anders die Situation in Norwegen, Schweden, Spanien und den Niederlanden, wo die nationalen Beiträge Spitzenpositionen belegen.

Foto: EBU/DR

Deutschland: schwarz, beige und hellgrau

schattierungWelch ein Glück, dass ich mich auf diesem Blog seit jeher weniger auf die aktuelle, ergebnisorientierte Berichterstattung konzentriere, denn so blieb genug Zeit, das gestrige bundesdeutsche Voting eine Nacht zu überschlafen. Und nun? Heute? Erst einmal muss ich meine Eindrücke zum schwarzen Freitag und bisherige Vorurteile dem deutschen Michel TED gegenüber revidieren: er wählt ja doch nicht automatisch das, was er kennt! Das war nur eine der großen Überraschungen im Rahmen der deutschen Vorentscheidung 2014.

Santiano, Unheilig und mit Abstrichen gar Madeline Juno, allesamt mit einer breiten Fanbase gesegnet, erreichten ganz offensichtlich nicht das, was sie sich zum Ziel gesetzt hatten. Fräulein Juno nicht, weil sie sich ihrer Songauswahl zu sicher war; die Seemänner, weil sie dann doch nicht massenkompatibel genug waren. Und der Graf? Der musste sich wohl einer Antiwahl stellen, nachdem er weder auf der Bühne, noch in seinen pathosschwangeren Aufsagern besonders sympathisch rüber kam. Zu saft- und kraftlos trotz aller Armeschwingerei. Das hatte das Kölner Publikum vor Ort blitzschnell und messerscharf erkannt, denn innerhalb kürzester Zeit hatte es bereits einen anderen Liebling erkoren.

Die im Feld der gesetzten „Stars“ vermeintlichen Underdogs, die Wildcardgewinner Elaiza, waren es, die die Zuschauer in der Arena mit „Is it right?“ zur Raserei brachten und somit für den daheimgebliebenen TED ein wertvoller Hinweisgeber waren, wen er denn nun im etwas unübersichtlichen Votingmarathon auswählen sollte. Und dass die Sängerin des Mädchentrios gar ukrainisch-polnische Wurzeln hat, mag dieser Tage auch geholfen haben. Allerdings bin ich skeptisch, ob dieses Sammelsurium an Entscheidungskriterien auch für einen internationalen Erfolg in Kopenhagen sorgen wird.

Dort am besten aufgehoben gewesen wäre die andere Newcomerin des Abends, die jedoch leider nicht über den möglicherweise ausschlaggebenenden Wildcard-Vorteil verfügte: MarieMarie! Fehlerfrei in Gesang und Präsentation hatte sie zwei Hammer-Songs am Start, die dem bislang mehr als müden Teilnehmerfeld in Dänemarks Hauptstadt Qualität made in Germany entgegengesetzt hätte. Schade, dass es nur bis ins Halbfinale reichte. Und so mutiert mein Fazit zum diesjährigen deutschen Vorentscheid USFD von ursprünglich „rabenschwarz“, über die im Netz vielfach kritisierte Wildcardauswahl als die schon sprichwörtliche „Schattierung desselben beige„, hin zu einem ambivalenten „hellgrau“, was das nun vorliegende Ergebnis betrifft. Naja, richtig bunt kann es dann aber vielleicht 2015 werden…

Grafik: eurovisionaer


Elaiza

Is it right | Fight against myself

Elaiza facebook ben wolfElaiza (sprich: Ela-i-sa), das sind drei junge Freundinnen, so unterschiedlich, wie die Instrumente, die sie spielen: Die Sängerin/ Pianistin Ela, Yvonne Grünwald am Akkordeon (von denen sie ganze 15 besitzt) und Kontrabassistin Natalie Plöger. Zusammen verbinden Elaiza Traditionen des osteuropäischen Folk mit modernen Popmelodien zu einer einzigartigen Ohrwurm-Mischung. Neo-Folklore nennt das Trio selbst seinen außergewöhnlichen Roots-Pop-Crossover. Genau wie ihre neue Wahlheimat Berlin lebt auch der facettenreiche Sound Elaizas vom Kontrast und liefert immerzu kreative Energie: Mal melancholisch, mal dramatisch und bittersüß, um im nächsten Moment funkensprühend und mitreißend gute Laune zu verbreiten. Und dass die Gruppe auch ohne die Technik des modernen digitalen Tonstudios authentisch und anspruchsvoll klingt, hat sie 2013 erfolgreich im Rahmen eines „Direct-to-Disc“-Aufnahmeverfahrens demonstriert. Innerhalb dieser besonderen Schallplattenproduktion spielen die Musiker ihre Songs pur ein, ohne die Möglichkeit zu schneiden oder nachzubearbeiten.

Foto: Elaiza Facebook/Ben Wolf

Sie sind die Gewinnerinnen des dem diesjährigen Vorentscheid vorgeschalteten Talent-Wettbewerbs – und da Elaiza ihrem musikalischen Können nach eher in der Profi-Liga spielen, stürzen sich auch gleich die Plattenfirmen drauf. Zugegebenermaßen erbringen gerade diese Neulinge genau den Musik-Mix, den Eurovisionäre so gerne hören. Ein wenig Folklore, eingängiger Pop und eine für Mainstreamer abstruse Instrumentierung. Passt eigentlich alles – aber hat der NDR die Creme-de-la-Creme der deutschen Musikszene so lange zum Mitmachen überredet, um letztlich dann doch Nobodys das Ticket nach Kopenhagen in die Hand zu drücken?


Elaiza fahren nach Köln

Die langweiligste deutsche Vorvorentscheidung ist zu Ende. Gewonnen hat die Mädchencombo „Elaiza“, die dann am 14.03. bei der Endendauscheidung mitmachen darf. Gute Nacht!

Interpret Titel 1 Titel 2
GER Das gezeichnete Ich Wenn du da bist Echo
GER Elaiza Is it right? Fight against myself
GER Madeleine Juno Like Lovers do Error
GER MarieMarie Cotton Candy Hurricane Candy Jar
GER Oceana Thank you All Night (snippet)
GER Santiano Fiddler on the Deck Niemals untergehen (snippet)
GER The Baseballs Mo Hotta Mo Betta Goodbye Peggy Sue
GER Unheilig Als wär’s das erste Mal Wir sind alle wie eins

…und die zehn Wildcards

… die in drei Tagen um den verbleibenden Finalplatz bei USFD wettsingen werden. Dabei offensichtlich auch weiterhin Coverversionen, mit denen sich einige Newcomer beim NDR beworben hatten, so dass wir davon ausgehen dürfen, dass im Hamburger Edelfettwerk lediglich eine Stimme, nicht aber unbedingt ein Lied gewählt werden soll. Lassen wir uns überraschen! Wahnsinnig abwechslungsreich ist der musikalische Reigen nicht gerade, aber da wiederhole ich mich eh nur…