USFÖ – Unkeusche Gedanken vor dem Tag X

USFÖ – Unkeusche Gedanken vor dem Tag X

sex andAls der eurovisionaer kürzlich durchs Netz streunte, um seine bislang spärlichen Informationen zu der in Kürze anstehenden heiligen nationalen Vorentscheidung zu vervollständigen, stieß er auf eine Forderung, die ihm bereits aus hitzigen Gesprächen in seinem persönlichen Umfeld hinlänglich bekannt war. Es ging um DIE Grundsatzfrage, die augenscheinlich für manchen ESC-Aficionado von derart existenzieller Bedeutung ist, dass sie ihn selbst in der dunkelsten Novembernacht aus tiefen Träumen hochschrecken lässt, aus lauter Furcht, sie vor dem eilig einberufenen obersten ESC-Gericht nicht wahrheitsgemäß beantworten zu können:

Wie nimmt er es mit der Treue zu seinen heimischen Kandidaten?

In Zeiten, in denen das Festivalvergnügen immer hemmungsloser ausgelebt werden kann, da der interessierte Fan ab spätestens Mitte November irgendwo auf dem Kontinent den nationalen Entscheidungsprozessen mittels wackliger Streams beiwohnen kann, in denen mittlerweile nicht mehr nur 18 (wie in den biederen Siebzigern), sondern beinahe 40 Bewerber paradieren und um seine Gunst buhlen, ist es nicht mehr so einfach, dem Kopf statt dem Herzen zu folgen. Lediglich die Idealisten unter uns ficht das nicht an: Komme was wolle, sie stehen zu ihrem deutschen Beitrag, denken immer noch glückstrunken an die keimfreie Beziehung mit Ralph Siegel, die über lange Jahre kuschelige Vertrautheit suggerierte, und geben sich auch heutzutage ohne wenn und aber jedem aberwitzigen Verkupplungsversuch des NDR bedingungslos hin. Ihr eurovisionäres Motto lautet: Wähle eine Seite aus und halte dich daran.

Doch was passiert mit uns anderen? Der eurovisionaer – vor seinem Second-Hand-Barock-Sekretär sitzend und auf die Laptop-Tastatur starrend – macht gerade ganz mondän auf Carrie Bradshaw und fragt sich: Beschreiten wir den Walk of Shame, nur weil wir hin und wieder die hauseigenen Angebote verschmähen und mal ein abgetakeltes Clubkonzert links liegen lassen? Verlangt es die ESC-Ettikette, dass wir uns ganz situationselastisch die Daumen drückend hinter den für uns bestimmten Kandidaten stellen und mit der schwarz-rot-goldenen Fahne wedeln? Verschmähen wir bedenkenlos das heimische Husband-Material und treiben es lieber mit dem estnischen oder slowenischen Fuck-Buddy?

Für die schlagerösen Charlotte Yorks oder mellobesessenen Miranda Hobbs unter den Contestanhängern käme Letzteres niemals in Frage. Nun gut, natürlich flirten auch sie schon mal in Sektlaune mit dem italienischen Hengst oder träumen klammheimlich unter der Bettdecke von ihrem schwedischen Märchenprinzen, aber selbst downtown verlieren sie niemals ihre Prinzipien aus dem Blick, wenn sie unverdrossen auf den einzig Richtigen warten – den deutschen Eurovisionssieger. Jedoch: Ist Hoffnung eine Droge, die wir auf Dauer besser absetzen sollten?

Mit einer solch treuherzigen, jedoch überflüssigen Form der Zeitverschwendung konnte der bei den Eurovisionisten zahlenmäßig scheinbar unterrepräsentierte Typus Samantha Jones noch nie etwas anfangen. Von einem dahergelaufenen norwegischen Schätzchen kann er bekanntermaßen niemals genug frischen Pfeffer serviert bekommen und wie selbstverständlich pickt er sich seit jeher nur die süßesten Kirschen aus dem bunten eurovisionären Kuchen. So sammelt er über die Jahre immer neue musikalische Trophäen, die ihm mit jeder Erinnerung ein ewig zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern, wohingegen ihn so manch deutscher 3-Minuten-Freier ähnlich schnell anwidert wie ein Schluck schlechten Beaujolais Nouveau am ersten Tag der Saison.

Nur einmal hat es dieser wohl so undeutsche heteroschwule Eurovisionsliebhaber geschafft, den Erwartungen seiner Freunde gerecht zu werden, als er ungläubig, aber zielsicher den Hafen der Monogamie ansteuerte. In jenen ausgelassenen Meyer-Landrutschen Jahren uptown staunte er plötzlich selbst, wie unkompliziert das ESC-Dasein in treuer Verbundenheit doch sein konnte. Das Glück währte zwei Frühjahre, dann war der Zauber vorbei.

Peng!

Später an diesem Tag begann der eurovisionaer zu begreifen, dass ihn das Reden der kritikunfähigen Moralapostel vielleicht nachdenklich gestimmt, aber keinesfalls den Glauben an die Ehrlichkeit als beste Politik des Lebens genommen hatte. Wenn wir niemals nach links oder rechts schauten, von unserem angeblich durch Geburt vorgegebenen Song-Contest-Weg abwichen, wären wir nie der, der wir nun mal sind und unser Lieblingswettbewerb wäre so rein gar nicht absofuckinglutely. Zum Teufel also mit der chauvinistischen Fügsamkeit! Willkommen im Zeitalter der freien ESC-Liebe!

Grafik: eurovisionaer

Je suis Oh-Stralia!

OH_STRALIABreaking News in Eurovisionia! Australia darf entgegen des gesamten EBU-Regelwerks ein einziges Mal nicht nur zuschauen, sondern auch mitsingen, segelt direkt ins Finale und darf in zwei Semis werten! Das ist zu viel für die eurovisionäre Fan-Seele, die lauthals „Skandal!“ schreit, weil ihre kleine Welt aus den Fugen gerät, als gäbe es auf diesem Planeten nichts Wichtigeres zu reklamieren …

So what? Jon O-la-la hat schon recht, wenn er zur größten europäischen Party so richtige Partyanimals einlädt, die an der traditionsreichen Sause offensichtlich Spaß wie Bolle haben. Die nicht verkniffen nach nachbarschaftlichen Verhältnissen, sondern nach individuellem Geschmack werten. Für die der Wettbewerb nicht alljährliches Pflichtprogramm ist, das der NDR man mal eben runterspult. Die nicht allein deswegen dabei sind, weil sie ein scheinbar anderweitig nicht zu befriedigendes nationales Ego zur Schau stellen müssen.

Und die die Kosten, an denen sie sich wohl oder übel beteiligen müssen, nicht bejammern, wie so mancher, der in den vergangenen Jahren bzw. Monaten wegen genau dieser seinen Rückzug erklärte. Ein kurzer Exkurs: Kürzlich wurde bekannt, dass Spanien, immerhin Mitglied der elitären Big-5 und daher einer der größten Einzahler, für den Wiener Contest 356.000 Euro bezahlen muss (kleinere Staaten wie z.B. Rumänien steuern angeblich knapp über 100.000 Euro bei). Dafür füllen die Spanier, wie alle anderen Mitspieler auch, über sieben Stunden Sendezeit und erzielen aller Wahrscheinlichkeit nach am fernsehheiligen Samstagabend eine mega Einschaltquote. Ein Vergleich aus deutschen Landen – „Wetten, dass“ kostete ca. 2 Mio. Euro. Auch auf die kleineren, schwächeren Länder der EBU heruntergebrochen, handelt es sich beim ESC also entgegen aller Gerüchte um ein relativ kostengünstiges Programm, das zudem Eventcharakter hat, für Schlagzeilen sorgt und die heimische TV-Nation einbindet und aufwühlt. Wollen wir also bei der Wahrheit bleiben: Wer da nicht mitspielen mag, ist mittlerweile EU-Mitglied hat einfach keine Lust mehr, anstatt – wie vorgeschoben – keine ausreichenden finanziellen Mittel. Nun aber wird genau diese Karte gezogen: Bulgarien, Kroatien, Bosnien und andere müssten zu Hause bleiben, weil die EBU bestimmte Nationen – noch dazu außereuropäische! – in Hinterzimmern hofiere.

Das ist kleinkariert gedacht und verkennt die Werte, die die Show seit ihren Anfängen in den 50er Jahren hoch hält: sich für einen Abend im Mai vor den Fernsehern europa- (und nun halt welt-) weit zu versammeln, in einem kleinen Wettbewerb zu messen, fremde Kulturen besser zu verstehen und einfach einmal ohne Grenzen im Kopf zu denken. Natürlich ist das ein Ideal, das der Wirklichkeit nicht immer standhält. Natürlich werden auch die Aussies allein aus purem Nationalstolz ihr Bestes geben wollen. Aber jetzt den Spielverderber rauskehren, auf Regeln pochen, die angeblich nicht mehr gehalten werden, das zeugt von platter Rechthaberei und einfältiger Intoleranz. Beides gibt es im wahren Leben schon zur Genüge und allein daher hat es nach Ansicht des eurovisionaers bei seinem Lieblingsfestival nun rein gar nichts zu suchen.

Die EBU hat in den vergangenen Jahrzehnten häufig genug an starren, dösigen Regeln festgehalten und so zum Beispiel die wunderbare Amina 1991 um einen mehr als verdienten Sieg gebracht. Ist es nicht schön, dass selbst die Funktionäre jetzt im 60. Jubiläumsjahr die Freude am Spielen für sich entdeckt haben und – ganz altersweise – ein wenig nachsichtiger werden?

Grafik: eurovisionaer


Sydney, may we have your Votes, please?

Das isn Ding! Wie eurovision.tv heute bestätigte, wird Australien beim kommenden Song Contest 2015 mitsingen, mitvoten und mitfiebern. Grund hierfür sei ausnahmsweise der 60. Geburtstag der alten Lady Eurovision, für den die EBU – offensichtlich grad in Champagnerlaune – mal alle Augen feste zudrückt. Nun hat sich der eurovisionaer ja schon oft genug – und nicht grundlos – über diesen Genfer Bürokratenhaufen aufgeregt, dass es endlich einmal an der Zeit ist, die heutige Entscheidung uneingeschränkt zu loben: wunderbar! Und sehr sympathisch obendrein, wenn deren Chef Jon Ola Sand erklärt: „Es ist unsere Art zu sagen, lasst uns die Party zusammen feiern!“

Australien wird ohne Umweg über ein Semifinale als siebtes gesetztes Land (neben Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Österreich) direkt im Finale starten, was dieses auf beinahe unüberschaubare 27 Teilnehmer anwachsen lässt. Allerdings soll die spontane Einladung lediglich für dieses Jahr gelten – es sei denn, das Land Down Under würde in Wien auch noch den Sieg einfahren: Dann wiederum wäre Australien ebenfalls in 2016 startberechtigt, müsste den Wettbewerb jedoch – schon allein wegen der Zeitverschiebung und der Reisekosten für den ESC-Tross – gemeinsam mit einem europäischen Partner auf dem alten Kontinent veranstalten.

Den Aussies, die als besonders ESC-verrückt gelten und das Wochenende um das Grand Final recht putzig als “Happiest Weekend of the Year” bezeichnen, ist die Freude über die Ausnahmeregelung von Herzen zu gönnen. Und vor dem Hintergrund, dass zum Beispiel die Iren nach Veröffentlichung ihrer Vorentscheidungsbeiträge gerade überlegen, ob es schicker ist, gleich im Semi auszuscheiden, als Letzter im Finale zu werden, das Mello der Schweden nur noch ein einziger Plastikmüllhaufen ist und auch sonst viele Nationen eher ESC-müde zu sein scheinen, kann ein frischer Wind dem in die Jahre gekommenen Song Contest nur gut tun. Danke EBU und Welcome Australia!

Übrigens schwillt dem eurovisionaer der Kamm, wenn er so hört, was Hardcore-Fans von diesen Breaking News halten: „Je suis Oh-Stralia!“


Die Eurovision feiert ihre Greatest Hits

60th anniversaryMit viel Diggi-loo und Shalala wird die EBU-Jubiläumsshow anlässlich des 60. Geburtstags des Eurovision Song Contests am 31. März im Apollo Hammersmith in London über die Bühne gehen. In einer Art Retrovision werden verdiente Veteranen wie beispielsweise Lordi, die schwedischen Herreys, selbstverständlich Everybody’s Darling Conchita und sogar unsere Pizzaliebhaberin Nicole auf der Bühne stehen und an die großen Momente des Songfestivals erinnern. Derweil gibt sich der ursprünglich als Veranstalter vorgesehene und nun von der BBC abgehängte NDR recht schnippisch. Sein Haus- und Hofkommentator Jan Feddersen ätzt, das Konzept sei verstaubte Nostalgie und locke niemanden hinterm Ofen hervor.

Ja, natürlich ist das voll retro, aber der eurovisionaer, der sich für seinen Lieblingsschlagerwettbewerb grundsätzlich gerne ein wenig Modernität wünschte, wundert sich dann doch über diese typisch deutsche Überheblichkeit. Wann, wenn nicht bei einem Jubiläum, schaut man ein wenig wehleidig in die Vergangenheit und erinnert sich an die schönen Momente? Zumal die Briten, die Graham Norton und Petra Mede als Gastgeber verpflichtet haben, der Show mit dem ihnen eigenen Humor vermutlich schon den passenden Stempel voller Selbstironie aufdrücken werden.

Zwanzig Länder haben bislang zugesagt, die Veranstaltung irgendwann im Frühling im Vorfeld der diesjährigen Wiener Contestausgabe auszustrahlen. Der NDR spielt unterdessen die Leberwurst und überlegt noch. Tse…

Grafik: eurovisionaer / Logo: EBU

Ola gibt ne Party

60th anniversaryZwar steht eine offizielle Bestätigung noch aus, aber einige Eurovisionäre erzählen sich, dass die EBU zum 60. Geburtstag des ESC ne Party schmeißen will. Überraschenderweise lädt sie jedoch nicht nach Hause, also nach Genf ein, was ja naheliegend wäre, sondern nistet sich bei der alten Tante BBC ein, die dafür die Royal Albert Hall in London auf Vordermann bringen muss. Ursprünglich hatte sich der NDR angeboten, diesen Job in Berlin zu erledigen, allerdings war sich die deutsche Hauptstadt dann aber doch mal wieder zu fein für solche intellektuell flachen Kinkerlitzchen (wir erinnern uns an 2011, als letztlich Düsseldorf zum Austragungsort auserkoren wurde). Nun also dürfen die Briten ran, wahrscheinlich auch, damit sie nicht vergessen, wie es sich anfühlt, einen Song Contest zu organisieren.

Die Londoner Fernsehshow, für die bislang noch kein Termin genannt wird, soll von dem BBC-Kommentator Graham Norton und Petra Mede, ESC-Präsentatorin in Malmö 2013, moderiert werden. Ob sie ähnlich müde wie die Kopenhagener Sause 2005 zum Fünzigsten daherkommt, als selbst Nicole lieber ne Pizza essen, denn in die dänische Metropole reisen wollte, bleibt ebenfalls abzuwarten. Grafik: EBU / eurovisionaer


Erica Vaal remixed

Euromix Summer 2014 kleinMittlerweile weiß es wohl jeder: Am 23. Mai 2015 trifft sich Europa in Wien, um den 60. Eurovision Song Contest zu zelebrieren. Grund genug also für den eurovisionaer, seine Remixed-Reihe um eine kleine Sommer-Sonderausgabe zu ergänzen, die einige Wohlfühlmixe der vergangenen Jahre friedlich miteinander vereint.

Doch wo ist der Wien-Bezug? Der Fan weiß, 1967 war es, als dort zuletzt um die Wette gesungen wurde. Damals natürlich noch in schwarz-weiß und im festlichen Rahmen der Wiener Hofburg, wo die wunderbare Erica Vaal – ganz polyglotte Grande Dame – in sechs Sprachen und mit einem dicken Buch bewaffnet durch den Abend führte. Nebenbei entschuldigte sie sich, dass ihr leider die Zeit gefehlt habe, weitere Sprachen zu lernen. Ebenso unvergessen das Voting, in dem es Frau Vaal mehrfach mit einem unberechenbaren Scoreboard zu tun bekam, ein bedauernswerter Umstand, der zu dem bis heute legendären Ausspruch „“I hope our technical order, I mean disorder, will get in order in a few seconds“ führte.

Höchste Zeit also, die im letzten Jahr verstorbene Moderatorin sowie die künftige ESC-Hauptstadt Wien angemessen zu ehren. In der „Remixed: Erica-Vaal-Summer-Edition 2014“ präsentiert uns la Conférencière alter Schule daher einen bunten Reigen beatlastiger Melodien, zu denen der eurovisionaer gute Unterhaltung wünscht.
Foto / Grafik: Juan Buchelli /eurovisionaer


Tracklist:
01 Habibi Group | Halaylah (Morning Remix)
02 Beth | Dime (Neno Club Mix)
03 Antique | Die For You (Eric S Club Mix)
04 Aisha |What for (Boyza II extended Remix)
05 Nelly | Hora (Club Remix)
06 Sabina Babayeva | When the music dies (Babaeff Dark Remix)
07 Imaani | Where Are You (Blue Icon’s Vocal Club Mix)
08 Azucar Moreno | Bandido (F-M-I-F extended Mix)
09 Datz | Kan (Middle East Party Mix)
10 Olsen Brothers | Fly on the wings of love (TA2’s Extended Mix)
11 Ruth Lorenzo | Dancing In The Rain (Stormby Extended Club Mix)
12 Doce | Bem Bom (Mainmix Edit)
13 Elena | The Balkan Girls (David DJ Club Remix)
14 Gemini | Cry Baby (Andy Rossa Remix)
15 Alyona Lonskaya | Solayoh (Promostella Club Mix)
16 Ell & Nikki | Running scared (Adrian Sina Remix)
Hinweis: Den Mixdown hat der eurovisionaer selbst zusammengestellt, er verfolgt hiermit keinerlei gewerblichen Interessen. Die Urheber- und Verkaufsrechte verbleiben bei den Rechteinhabern der jeweiligen Tonaufnahmen.


The bad old Days

hammersichelKlassische Form von Überreaktion! Um vor dem Fernseher sitzenden Kindern nicht mehr erklären zu müssen, warum da eine Frau mit Bart singt, machen die Russen nun die Rolle rückwärts. Igor Matvienko, Moskauer TV-Produzent, plant angeblich für Oktober dieses Jahres die Wiederbelebung des Intervision Song Contest. Dieser galt zu Zeiten des Kalten Krieges als die sozialistische Antwort auf die Eurovision und wurde von 1977 bis 1980 alljährlich im polnischen Sopot ausgetragen. Eine Reaktivierung dieses Politikums wäre ein ähnlich deutliches Signal an die EBU wie das der Türken, die durch den ESC bereits lange vor Conchita ihre eigenen kulturellen Werte verletzt sahen und kurzerhand im Dezember 2013 eine Türkvizyon veranstalteten.

Homophobe aller Länder vereinigt euch, könnte man rufen, denn nun sind auch alle ehemaligen Staaten der UdSSR herzlich eingeladen, an einem weiteren reaktionären Wettsingen teilzunehmen. Und damit es auch der letzte Depp versteht, soll die russische Vorentscheidung gleich im Juni auf der Krim abgehalten werden. Zugelassen sind aber wahrscheinlich nur glatt rasierte Künstler.

Ob Matvienko mit seiner Idee durchkommt, wird sich also in den nächsten Wochen zeigen, einer breiten Unterstützung durch Politik und Gesellschaft darf er sich wohl sicher sein. Für den Eurovision Song Contest, dessen Grundgedanke auf der  Zusammenführung unterschiedlicher europäischer Kulturen basiert, wäre es eine fatale Entwicklung.


Eurovisionäre Nachhilfe: 05. Mai 1990

1990Der ESC-Jahrgang 1990, ein Klassiker! Selten zuvor gab es so viele Songs, die meine private Playliste anführten und auch ohne den Contest hätten bestehen können. Selbst heute, fast 25 Jahre später, weiß ich eigentlich gar nicht, wo ich mit meinen Lobeshymnen anfangen soll… Sicher bei Israel und seiner wundervollen Rita, die mich auf Jahre – was sag ich! – Jahrzehnte danach in schönen wie auch gleichermaßen traurigen Momenten begleitete. Die spanischen Azucar Moreno, denen zwar auf ewig diese dumme Playback-Panne anhängt, die aber auch einen Orkan Modernität in den ollen Wettbewerb gebracht hatten. Frankreich, das den Altmeister Gainsbourg ausgegraben und mit ihm ein erneutes Husarenstück abgeliefert hatte. Oder die Türkei, die erstmals in der ESC-Historie die eigene Melancholie erfolgreich in Noten umsetzen konnte. Die liebenswert stelzige Dänin, der traurige Belgier sowie die gastgebenden Jugos, die kurz vor Schluss noch einmal verrückte Sachen machen wollten. Anders als heute war da selten die Skip-Taste im Spiel, wenn ich der (damals noch nicht offiziellen) CD gelauscht habe und einen wahrhaftig eurovisionären Flash verspürte.

il90Der 05. Mai war heiß! Wie gewohnt hatte ich nachmittags Günter Krenzens Pop-Report verfolgt und die Songs des Abends studiert, während ich in besagtem Jahr erstmals so richtig auf ESC-Party machen wollte. Dementsprechend ewig lang war ich damit beschäftigt, möglichst viel Platz in dem winzigen Kühlschrank meiner 3-qm-Küche zu schaffen, um irgendwo Unmengen an Sektflaschen deponieren zu können. Damals war es in, bei Festivitäten dieses Zeugs zu trinken! Heutzutage käme das zwar niemandem mehr in den Sinn, dennoch erinnere ich nostalgische Bilder, frohgelaunt aus einer Art Getränkefeinkosthandel kistenweise angeblich hauseigenes Perlgesöff geschleppt zu haben. Dieses galt es also zu verstauen und zu kühlen, um es den Gästen bestmöglich temperiert anbieten zu können, das Warten auf die abendliche Bescherung nutzte ich folglich recht pragmatisch. Es war eine komische Zeit, Deutschland war den Winter zuvor in etwas wiedervereinigt worden, das ich nie kennengelernt hatte, und jetzt eben zu allem Überfluss noch heiß. Ein Sommer Anfang Mai halt.

e90Gegen 20 Uhr war es dann vollbracht, die Eurovisionsgirlande (prust!!!) hing und die Käse-Lauch-Suppe, die es damals auf jeder zweiten Feier gab, war gekocht. Doch zu einer Zeit, als Eurovisionsparties nahezu unbekannt waren, ließen sich Außenstehende noch beeindrucken und innerhalb einer halben Stunde waren alle vortrefflich angetrunken und in bester Stimmung. Mit dem cremigen Etwas auf dem Löffel verfolgten wir den Siegeszug der Italiener, die sehr hoffnungsfroh die nahende Einheit Europas besangen, was den damals noch ausschließlich wertenden Jurys wahrscheinlich runter gegangen war wie das sprichwörtliche Öl. Toto Cutugno hatte Jahre zuvor bereits in Mitteleuropa durch eine Single namens „L’Italiano“ auf sich aufmerksam gemacht (die schmetterte ich Mitte der Achtziger so manche Nacht mit meinem lieben Freund Herrn B), nun also gewann er den „Grand Prix“ und ein weiteres Jahr später gar sollte er den Song Contest moderieren, was aber besser ein böser Traum geblieben wäre und zu jenem Zeitpunkt – dem ESC-Gott sei Dank! – noch niemanden interessierte.

i90Vielmehr ging es, als das Gesinge gegen Mitternacht gelaufen war, darum, dass unser Partysieger die Gemeinde zumindest teilweise an seiner fetten 45 Deutschmark-Wettprämie (nur er hatte den Toto erahnt…) teilhaben ließ. Ob der vorherrschenden Hitze wurde er einstimmig beauftragt, Eiskrem zu besorgen, was sich in den Jahren danach – wie süß! – zu einem festen Ritual entwickeln sollte. Seine Pappenheimer kennend, kam er dann wenig später unter großem Hallo mit der einst trendigen Langnese-Kreation „Sekt-Cooler“ von der Tanke zurück und gab der Partymeute damit den noch fehlenden letzten, ultimativen Kick. Sternhagelvoll zog sich diese nämlich anschließend auf meinen Miniatur-Balkon zurück, demolierte meinen neuen, heißgeliebten Liegestuhl und ließ die Nacht zum Tag werden. Trotzdem müsste ich jetzt lügen, wenn ich behauptete, dass ich mich von diesem Treiben widerwillig entfernt hätte – kurzum: es war ein wunderbarer Abend!

Toto machte anschließend seinen verdienten Weg in die deutschen Charts, wo die heimischen Vertreter Kovac und Kempers mit ihrer Siegel-Hymne von Beginn an nichts zu suchen hatten. Und ich träumte den Rest des Jahres weiter von der israelischen Rita und so manchem, quatsch – einem speziellen! – Partygast (die Testosterone halt!). Diese Wunschvorstellungen jedoch sollten sich erst zwölf Monate später – rechtzeitig zur nächsten ESC-Sause – endgültig entladen. Aber das ist eine andere Geschichte…

scoreboard 1990

Foto Scoreboard & Logo: EBU


Eurovisionäre Nachhilfe: 30. April 1988

1988Dem Alter, harmonische Fernsehabende unbedingt auf der elterlichen Couch verbringen zu müssen, lange entwachsen, deutete sich 1988 so etwas wie ein Paradigmenwechsel an, hätte mal ein Wissenschaftler meine eurovisionären Gewohnheiten untersucht. In jenem Jahr wurde die ESC-Party geboren! Nun gut, noch in einem sehr kleinen, überschaubaren studentischen Kreis, jedoch mit ersten Ingredienzien wie z.B. der wandernden Kommentarliste, viel Alkohol und einer Aftershowparty, die bis in die frühen Morgenstunden reichen sollte. Sie alle wurden im Laufe der folgenden Jahre zu elementaren Bestandteilen dieser rituellen Zusammenkünfte, wenngleich die 89-er Ausgabe wegen Liebesschmerz anhaltendem Hangover schon wieder ausfiel und in den Geschichtsbüchern der Nichtigkeiten erst 1990 als das offizielle Geburtsjahr dieser hedonistischen Tradition gelistet wird.

d88Aber bleiben wir beim 30. April 1988. Deutschland hatte sich wenige Wochen zuvor für ein hochnotpeinliches Mutter-Tochter-Gespann entschieden, das unbegreiflicherweise am Finaltag von den schmerzfreien britischen Buchmachern gar auf Rang drei gewettet wurde. „Lied für einen Freund“ war in sträflicher Manier das genaue Gegenteil von einem aktuellen Popsong (die Pet Shop Boys führten gerade mit „Heart“ die BBC-Charts an), schmalzig und schräg mit unerträglichem Hundeblick vorgetragen. Mehrheitlich interessierte das in Europa – aber selbst im eigenen Land – niemanden, also galt es, eigene Favoriten auszumachen. Dem Himmel sei Dank hatten wir ganz weitsichtig auf den Original-Fernsehton, über den die leibhaftige Nicole einen nöligen Kommentar absonderte, verzichtet und das TV-Bild mit der hippen BFBS-Live-Radioübertragung verkoppelt. Das garantierte zwar unter technischen Aspekten betrachtet ein optimales Stereoerlebnis, musikalisch rangierte jedoch vieles, was Europa uns da vorsetzte, auf einem ähnlich unterirdischen Level wie der bereits erwähnte deutsche Beitrag. Natürlich gab es Ausnahmen, immer dann, wenn ausgelutschte Eurovisionssongmuster gebrochen wurden: Irland, das als Vorjahressieger ja nicht mehr gewinnen musste, stellte mit „Take him home“ ein Ballade epischen Ausmaßes vor; Norwegens „For vår jord“ war ähnlich stimmungsvoll, ohne abgestanden sülzig zu wirken.

uk88Damals schwappte übrigens populärkulturell so etwas wie eine erste Ethnowelle durch die Republik. Meine liebe Freundin Fräulein T., die gerade aus für mich unerfindlichen Gründen einen studienfachübergreifenden Kurs „Türkisch am Krankenbett“ besucht hatte, favorisierte daher den Beitrag „Sufi“ aus Ankara, der aus heutiger Sicht allerdings noch Lichtjahre von der Qualität begeisternder landestypischer Popfolklore entfernt war. Traditionalisten erfreute das israelische „Ben Adam“, das jedoch ebenfalls an ein stimmungsvolles „Hallelujah“ nicht heranreichte. Richtig in Wallung geriet die Feierrunde aber eigentlich nur bei der britischen Einsendung „Go“. Meine liebe angelsächsische Brieffreundin Miss H., ebenso eurovisionsaffin wie ich, hatte mir die Single wenige Wochen zuvor auf dem Postweg zukommen lassen, seitdem lief sie im heimischen Apartment in „heavy rotation“. Im Grunde war „Go“ der absolut krasse Gegenentwurf zu meinem sonstigen Musikgeschmack, griff aber – nicht allein des Alkohols wegen – offensichtlich eine Stimmung auf, die an jenem Abend im April kollektiv angenommen wurde. So hatten mein bester Freund Herr B. und ich uns trotz der frühen Startnummer von Scott Fitzgerald bereits eingesungen und grölten, kurz nachdem Ronnie Hazlehurst den Taktstock geschwungen hatte, laut und textsicher mit. Der Sieger war gefunden!

ch88Leider nur fast. Beim abschließenden Voting lag plötzlich eine Kanadierin aus der Schweiz vorne, die uns zuvor nur aufgrund ihrer schrecklichen Minipli / Nase / Körperhaltung aufgefallen war. Als sie sang, wurde nämlich die BFBS-Übertragung unterbrochen, da eindringlich nach einem Sergeant Smith oder so ähnlich gefahndet wurde. Bis heute ist nicht aufgeklärt, was der Kerl eigentlich angestellt hatte, aber dem britischen Soldatenfunk war die Meldung anno dazumal nahezu drei Minuten Sendezeit wert. Von „Ne partez pas sans moi“ hatten wir also so gut wie nichts gehört und wunderten uns, dass ausgerechnet diese schäbige Frau unserem Scott gefährlich werden sollte. Und wenn die Wertung Kult ist, wie Peter Urban heutzutage nicht müde wird zu sagen, dann gilt das sicherlich für das 88-er Voting. In der letzten Punktevergabe erhielt die nordamerikanische Schweizerin schlappe sechs „Votes“, womit sie nur einen Punkt vor dem United Kingdom lag. Das is geritzt, der Scott räumt jetzt die famosen „douze Points“ ab, dachten wir – und er wohl auch. Doch Pustekuchen! Die einzig noch wertenden Jugoslawen machten damals schon auf Diva und ließen „Go“ komplett leer ausgehen. Schockschwerenot – darauf nahmen wir allesamt einen großen Schluck, lauschten dem nochmals vorgetragenen Siegertitel der erst Ewigkeiten später weltbekannten Eidgenossin mit Migrationshintergrund und schmissen schnell den Schallplattenspieler an, um todtraurig und zum Leidwesen der Nachbarn für den Rest der Nacht „Go before you break my heart once more“ zu schmettern. Ja, wir waren ein musikalisch begnadeter Haufen damals… Coverfotos: Jupiter/PRT/Carrere

scoreboard 1988Foto Scoreboard & Logo: EBU


Eurovisionäre Nachhilfe: 22. April 1978

1978Irgendwie zeichnete sich von Anfang an ab, dass der Song Contest 1978 nicht besonders glorios daherkommen und meine seit 74 angefachte Eurovisionsbegeisterung spürbar dämpfen sollte. Eine deutsche Vorentscheidung gabs erst gar nicht zu sehen. Sie fand zwar statt, aber nur im Radio und ging völlig an mir vorbei. Wie auch an der ebenfalls an der Liedsuche beteiligten Jury. Diese nämlich empfand einen der vorgestellten Beiträge grauenhafter als den anderen und verweigerte sich einer Wertung, da überhaupt keines, keines, keines der eingereichten Lieder wettbewerbsfähig sei. Lediglich eine Empfehlung gab sie den Verantwortlichen beim Südwestfunk mit auf den Weg: Deutschland möge sich am besten ganz vom Schlagerfestival zurückziehen! Das passte zur ewigen Knatscherei der von Hochkultur träumenden Journalisten und heimischen Liedermacher-Muschpoke, die gebetsmühlenartig das ihrer Meinung abtörnende Niveau des Wettsingens alljährlich beklagten.

d78Der SWF jedoch schlug sich ein Ei auf die Meinung der Experten und entschied kurzerhand, dass halt die Favoritin der Radiohörer, Ireen Sheer, zum Finale entsendet werden sollte. Teuer konnte der „Spaß“ eh nicht werden, sollte doch die Veranstaltung in einem schmucklosen Kongresszentrum in Paris, quasi um die Ecke stattfinden. Zudem hatte man sich die Peinlichkeit wie auch die Kosten einer öffentlichen TV-Vorentscheidung erspart. Und da die englische Sirene schon einige Zeit keinen veritablen Hit mehr vorzuweisen hatte, ließ sie sich auf diesen Kuhhandel ein und überlegte, wie sie Europa, wenn sie schon ein angeblich so unterirdisches Liedchen sänge, beeindrucken könnte. Kurz vor der Abreise endlich, als sie ihr neues Lieblingscape in den Koffer packte, kam ihr eine Idee…

Ehrlich gesagt war mir Ireen Sheer schnuppe. 1978 war einfach nur Disco, Disco, Disco angesagt, seit Saturday Night Fever erschien eine großartige Hymne nach der anderen und ich lechzte wie auf Droge danach. Das deutsche „Feuer“ konnte dagegen nur abstinken, wenngleich es einen – sagen wir einfach mal mutig – Beat hatte, der mit viel Wohlwollen dem damaligen Tanzschuppen-Rhythmus nahe kam. Noch etwas näher am Zeitgeist war das spanische Duo Baccara, das im vorherigen Sommer ganz Europa mit angeblichen Boogiekünsten bezirzt hatte, und nun für Luxemburg den Song Contest gewinnen wollte. „Parlez-vous francais?“ – eine Frage, die im Land der Franzosen etwas dämlich wirkte – hauchten sie ebenso unverständlich wie schon ihre englischsprachigen Hits. Doch auch Baccara fand ich mittlerweile eher uncool. Anders übrigens als ein guter Freund, der damals (wie ich erst vor kurzem erfuhr) stundenlang vor einer ortsansässigen Wüstenrotfiliale stand, um ein Autogramm der Grazien zu ergattern, das Mayte und/oder Maria dann, wohl um Missverständnisse zu vermeiden, sinnigerweise gleich mit Baccara unterschrieben.

lx781978 also waren sie auf dem Papier der heißeste Act, mit Nummer-Eins-Erfolgen quer durch Europa, was ich nach dem ganzen Lamento um die verschmähte Ireen grundsätzlich okay fand. Und auch wenn kein Mensch ihr Kauderwelsch verstehen konnte, gingen die schwarz-weißen-Tänzerinnen als große Favoritinnen an den Start. Dann aber hat wahrscheinlich die zuvor schon Unruhe stiftende deutsche Expertenjury mal eben ihre europäischen Kollegen in den angeschlossenen Funkhäusern angerufen und diese ins Gebet genommen, denn prompt gingen die spanischen Luxemburgerinnen beim abschließenden Voting unter wie ein Stein im Wasser. Lediglich für Platz sieben sollte es am Ende reichen, trotz anfänglicher Douze Points aus Portugal, Spanien und Italien. Eine Blamage! Tja, und wer lag zum Schluss gar knapp vor den beiden iberischen Edelrosen? Unsere Ireen natürlich! Die hatte, zäh wie Leder und allen Anfeindungen zum Trotz, ziemlich berechnend ein innovatives Element in den europäischen Gesangswettstreit eingebracht, auf das fortan so manch verzweifelter Interpret nicht mehr verzichten wollte: den Kostümweitwurf! Ihr schickes weißes Cape schleuderte sie beim ersten Refrain voller Verve quer über die französische Bühne, was heute in kaum einem TV-Rückblick fehlen darf, damals für Aufmerksamkeit sorgte und prompt von den Musiksachverständigen mit Platz sechs belohnt wurde.

il78Ähnliche Fachkenntnis bewiesen dieselben Juroren, als sie das israelische Kinderlied, dessen simpler Text putzig wie im Kibbuz vorgetanzt wurde, auf Rang eins setzten. Zugegeben, es war einer der wenigen tatsächlich eingängigen Beiträge in einer ansonsten eher sterbenslangweiligen Konkurrenz. Selbst auf die Briten war in diesem Jahr kein Verlass, kopierten sie mit Coco doch ihre eigene Song-Contest-Historie, was letztlich mit der bis dato schlechtesten Platzierung für das Vereinigte Königreich bestraft wurde. Europas bestes Lied sollte also gar nicht aus Europa, sondern aus Israel kommen, womit sich der Kreis zum Anfang dieses kleinen Artikels schließt. Auf dem ganzen Kontinent war kein eurovisionäres Hitmaterial vorhanden, der Glamourfaktor, den Abba vier Jahre zuvor ins Spiel gebracht hatten, war plötzlich nirgends mehr auszumachen. Wen wundert es da, dass die gastgebenden Franzosen die Veranstaltung wie die Übertragung eines Staatsbegräbnisses inszeniert und mit einem Fahrstuhl zum Schafott garniert hatten? Folglich war der 78er Jahrgang auch in Sachen Chartbuster ein ziemlicher Reinfall: „A-Ba-Ni-Bi“, der Siegertitel, schaffte es gerade mal bis auf Platz 22, die spanischen Tänzerinnen bis 21 und die unverwüstliche Mrs Sheer (die danach nur noch Kopfweh beklagte) lediglich auf Rang 39 der heimischen Verkaufshitparade. 1979 konnte nur besser werden – und wie wir mittlerweile wissen, war es das – dem Eurovisionsgott sei dank – dann auch!
Coverfotos: EMI, RCA, Polydor

scoreboard 1978Foto Scoreboard & Logo: EBU