Hysterie in Eurovisionia
Category : Artikel 2015 USFÖ 2015
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Bekanntermaßen fürchtet der hingebungsvolle ESC-Nerd keine Jahreszeit mehr als den in Mitteleuropa eher feuchten Hochsommer. Weniger aus meteorologischen Gründen, denn vielmehr aufgrund der Tatsache, dass es dann über seinen Lieblingswettbewerb nichts zu berichten gibt. Gar nichts! Alle – vom maltesischen Schlagersternchen über die mächtigen Head of Delegations der Big Five, meinem Liebling Jan Ola und selbst Ralph Siegel – alle nehmen sich eine wohlverdiente Auszeit vom eurovisionaeren Trubel, um neue Schaffenskraft für die kommende Saison zu tanken. Die braucht der Fan nicht. Er steht ständig unter Strom auf der Suche nach ihm den Atem raubenden Breaking News. Doch was, wenn partout keine vermeldet werden?
Dann nörgelt und fantasiert der ESC-Anhänger. Es ist ja auch ein starkes Stück, dass so ein kleines Land wie Österreich Monate braucht, einen Austragungsort zu bestimmen, der eine passende Pilgerstätte für die Pfingstwoche 2015 abgeben könnte. Und da der Fan schließlich nicht an einem paneuropäischen Jugendlager in der Provinz, sondern einem mondänen Event an den heißesten Spots des Kontinents partizipieren möchte, hat er seine Wahl auch längst getroffen. Unter Wien geht nichts! Von Garz (oder wie das heißt) hat er zuvor noch nie was gehört und Innsbruck mag vielleicht Olympische Spiele ausrichten können, aber das reicht doch bitteschön nicht, um einen modernen Eurovision Song Contest zu veranstalten! Der ORF scheint ob all dieser Knatscherei schon einzuknicken, gab er doch dieser Tage bekannt, dass eine Entscheidung bereits Anfang August zu erwarten sei. Wird ja auch Zeit, schallt es ihm da entgegen, denn bequeme Verkehrsmittel und schicke Designerhotels wollen letzten Endes verbindlich reserviert werden. Ständig in Sorge, bereits morgen könnte alles ausgebucht sein, ist das Abwarten nun gar keine Stärke dieser nervösen Hemden. Mögen sie bald erlöst werden!
Und falls dann – hoffentlich! – zur Zufriedenheit aller Beteiligten entschieden werde sollte (nicht auszudenken, welcher Shitstorm sonst losbrechen würde), wechselt der Eurovisionsfan in den Fantasiermodus. Ganz Erfahrene können übrigens beides gleichzeitig. Während sie also eben noch über die Alternativlosigkeit der österreichischen Hauptstadt referierten, beschäftigen sie sich zugleich mit der für sie bangen Frage, wer denn das Heimatland dort überhaupt ordentlich vertreten könnte. Zumindest in deutschen Landen wird auch in dieser Frage kaum eine Diskussion zugelassen: Zur Kaiserin Conchita kann selbstredend nur die Königin Helene entsendet werden! Und so liest der eurovisionaer in allen ihm bekannten sozialen Netzwerken grad nichts anderes als das Loblied auf Frau Fischer. Doch da will er nicht mitsingen mitmachen und überlegt sich, dem Blog ganz einfach Betriebsferien zu verordnen.