Schmierentheater in der EBU
Category : Artikel 2016
Nachdem sich Volkes Meinung – zwischenzeitlich ein wenig müde vom ewigen Griechenland-Bashing – vor einigen Wochen an der FIFA bzw. an den Nun gegen deren Präsidenten abreagieren durfte, ist nun die EBU dran. Zumindest in der ESC-Community, denn in Jan Olas Genfer Abteilung rummst es gewaltig. Dessen Kommunikationskoordinator Jarmo Siim, zuständig für den Eurovision Song Contest und dessen Ableger Junior ESC, hat seinen Job gekündigt. Allerdings nicht heimlich, still und leise, sondern erst nachdem bekannt wurde, dass er in jüngster Vergangenheit ganz offensichtlich Stimmung gegen den diesjährigen schwedischen Beitrag – und späteren ESC-Sieger – „Heroes“ gemacht hatte.
Als die EBU Belege für die Anschuldigungen einforderte, fackelte die schwedische Boulevardzeitung Aftonbladet (normalerweise weniger für investigativen Journalismus bekannt) nicht lange und legte diese nun vor einigen Tagen auf den Tisch. Kern der Querelen ist ein Facebookchat, in dem sich Siim angeblich mit einem (bislang anonymen) griechischen „ESC-Journalisten“ über die Ähnlichkeit von „Heroes“ zu dem David-Guetta-Titel „Lovers in the Sun“ austauschte. Offensichtlich waren sich beide einig, den Schweden eins auszuwischen, denn Siim beendete den Gedankenaustausch mit folgender Nachricht: „“Unter uns, mach mit den Angriffen gegen das schwedische Lied weiter und setze uns unter Druck!”
Wie wir heute wissen, hat es dem skandinavischen Sänger Zelmerlöw nicht geschadet, (denn jeder ESC-Fan mit halbwegs funktionierenden Ohren wußte längst, dass sich die schwedischen Autoren sehr ungeniert bei Herrn Guetta bedient hatten), wohl aber dem Presse-Chef des Song Contests. Der wies zuerst noch alle Vorwürfe von sich und behauptete, sein Account sei gehackt worden, zog dann aber Anfang dieser Woche doch die Konsequenzen. Möglicherweise nicht ganz freiwillig, zeugt doch das Chatprotokoll über den beanstandeten Inhalt hinaus von einer mehr als vertraulichen Ebene zwischen EBU-Offiziellem und Pressevertreter.
Zu allem Übel will nun Christer Björkman, schwedischer Delegationsleiter und Hans-Dampf in allen eurovisonären Gassen, das Thema beim heutigen Treffen der Reference-Group auf die Tagesordnung bringen. Die sollte eigentlich den Song Contest 2016 vorbereiten, muss aber nun wohl erst einmal Ordnung in den eigenen Laden bringen. Es steht also zu vermuten, dass das anstehende ESC-Sommerloch noch ausreichend Raum für weitere Negativ-Schlagzeilen liefern könnte.