The Big L: Linda, Luxemburg und Lys

The Big L: Linda, Luxemburg und Lys

luxem lindaAufregung im luxemburgischen Großherzogtum! Vergangenes Wochenende fand dort nämlich die von unermüdlichen Anhängern des Wettbewerbs ins Leben gerufene „Eurovision Gala Night“ statt, bei der sich u.a. – hört, hört – ESC-Helden wie Loreen, Linda Martin und Alexander Rybak die Klinke in die Hand Ehre gaben. Das allein jedoch sorgte noch nicht für besagte Raserei der letzeburgischen Fans. Hierfür war mal wieder unser aller Darling Warum-gerade-ich-Linda – seit dem Frühjahr dieses Jahres auch als irisches Sturmtief bekannt – verantwortlich, als sie im Verlauf ihres Auftritts kurzerhand die im Publikum sitzende Kulturministerin Maggy Nagel ins Gebet nahm von der Seite anquatschte: „Ist es nicht an der Zeit, dass Luxemburg wieder am Song Contest teilnimmt?“ Angeblich nickte die Politikerin daraufhin und sagte leise „Ja“, so will es jedenfalls die Weltpresse das „Luxemburger Wort“ gehört haben. Und so auch eine plötzlich völlig ekstatische Linda, die heilsbringergleich die anwesende Zuschauerschaft anfeuerte und schrie: „Alle herhören – sie hat ja gesagt!“

Danach war natürlich nicht mehr wie es vorher war! Rasch breitete sich die frohe Kunde über alle Sozialen Medien aus und die seit 1993 im Stich gelassenen eurovisionären Fans des Zwergenstaates überboten sich mit Spekulationen, ob es gar 2015 schon so weit sein könnte, dass Luxemburg in die große Eurovisionsfamilie zurückkehre. Doch Pustekuchen – am frühen Montagmorgen hatte Frau Nagel nämlich nichts besseres zu tun, als offiziell mitzuteilen, dass der irische Wirbelwind sie wohl falsch verstanden habe. Statt eines Nickens habe es von ihr vielmehr ein Schulterzucken gegeben, denn allein wegen des kürzlich von der Regierung präsentierten Sparpakets unterstütze diese bestimmt keine kostspielige RTL-Teilnahme an der Traditionsveranstaltung. Puff! Aus der Traum! Hatte Linda, die Gerüchten zufolge gerne einen Whisky kippt, mal wieder zu tief ins Glas geschaut? Oder wollte sie einfach für ein bißchen Stimmung auf der augenscheinlich furztrockenen Gala sorgen?

Die Produzenten der offiziellen Eurovisionsparty, die die EBU kommendes Jahr anlässlich des Sechzigsten in London veranstalten will, sollten Frau Martin zumindest ganz oben auf ihre Gästeliste setzen, denn dann ist gute Laune vorprogrammiert. Anders dagegen die Stimmung im Hause Assia in der nicht weit entfernten Schweiz. Von dort giftete die allenthalben als Egomanin verschriene Lys, erste Song-Contest-Gewinnerin des Jahres 1956, als sie jetzt von den Jubiläumsplänen hörte. Über Twitter ließ sie mitteilen (sie selbst hat’s ja nicht so mit dem neumodischen Internet):

BBC celebrating 60 years of Eurovision? Can’t confirm anything, but a show without the first winner would not be a show, would it?

Foto. eurovisionaer


Helloh….The flow is so Tonk-Tonk

Wir haben es schon seit Monaten geahnt, doch nun hat sie ihre Drohung wahrgemacht und will uns vordergründig harmlos mit einem lockeren „Helloh – how is the Flow?“ um den Finger wickeln: Die Lys, besessen von der Vorstellung die Eurovisionsbühne noch einmal singend zu besteigen, hat mit dem alten Recken Ralph eine ganz wilde Nummer ausgeheckt und für ihr böses Vorhaben gleich eine Horde Schweizer Jungs mit Migrationshintergrund angeheuert. Leider spielt sich das alles nicht nur in ihrem Kopf ab, sondern ist seit einigen Tagen auf der DRS-Platform offiziell hochgeladen und für den Wettbewerb 2013 gemeldet.

Offensichtlich ist das für die diesjährige Teilnahme vorgeschriebene Mindestalter bei unseren südlichen Nachbarn auf ca. 75 Jahre angehoben worden, denn ein weiterer – von den Fans bereits favorisierter Beitrag – kommt mit einem rollenden rüstigen Renter um die Ecke:

Dagegen kann nach flüchtiger Durchsicht des üppigen, aber ohrenbetäubenden und häufig schlichtweg unfreiwillig komischen helvetischen Angebotes für den Song Contest 2013 eigentlich nur die 80er-Synthie-Hommage der Band „My Body has Legs“ anstinken. Dummerweise haben die aber noch kein Youtube-Video, das ich hier verlinken könnte, aber das wird bei nächster Gelegenheit nachgeholt, um diesem Artikel wenigstens etwas gute Musik zu gönnen.


Ganz großes Kino!

sunset boulevard wikimediaEine perfekte Ausleuchtung, die der ehemaligen Diva das passende Ambiente für ihre Nahaufnahme lieferte, und Butler Max, der in der Person von Ralph Siegel ihren Wahn bestärkt, sie sei nach wie vor ein großer Star. Dennoch blieb das Remake von „Sunset Boulevard“ letztlich nur eine Episode der helvetischen Vorentscheidung, die am vergangenen Samstag stattfand, wenn auch eine, die es in sich hatte. Der selbsternannten Jurowischnqueen Lys Assia wurde ein gehöriger Strich durch die Rechnung gemacht, längst vergessene Zeiten wieder aufleben zu lassen.

Und was danach passierte, ist weniger großes Drama, sondern eher herzhafte Komödie. Denn so leicht gab sich die wahnhafte Grande Dame nicht geschlagen und füllte in den Folgetagen die Schlagzeilen der Schweizer Presse:

„Dass sich eine Jury so flegelhaft aufführen kann und so frech ist, mir das Du anzubieten.  Man kann mich nicht so als Künstlerin beleidigen und das Lied so heruntermachen. Das ist ein sehr schönes Chanson. Und eigentlich ist es ja ein Chansonfestival und kein Tonk-Tonk-Festival.“

Tonk-Tonk scheint ein Begriff der Fünfziger Jahre zu sein und ist mir nicht geläufig. Offenbar bezeichnet er etwas Neuartiges, Modernes. Zumindest in dieser Hinsicht scheint Frau Assia mal einen lichten Moment gehabt zu haben, denn der befürchtete reaktionäre Supergau blieb aus und die auch nicht mehr so junge Eurovision kann aufatmen. Die nunmehr weise ausgewählten Vertreter Sinplus sind nicht nur der genaue Gegenentwurf zu der mittlerweile demontierten Ikone Assia, sondern auch der Hoffnungsschimmer, dass der Contest frisch, sympathisch und zeitgemäß sein kann. Bleibt nur zu beten, dass die Juryköppe diese vielversprechende Wendung am 26.05.2012 nicht wieder platt walzen.

Denn ansonsten ist 2013 mit dem längst nicht mehr würdevollen, drohenden Weltstar erneut zu rechnen:

„Ich werde ewig weitersingen!“

Foto: Wikimedia / SunOfErat


Toute chose en son temps

Nach einer anfänglichen Phase der Sprachlosigkeit fällt es mir nun nicht schwer, den vorherigen Artikel in seiner vorerst nur angedeuteten Grauenhaftigkeit noch zu überbieten. Bereits vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die penetrant prahlende Lys Assia das Line-Up der schweizerischen Vorentscheidung 2012 durch eine Gesangsdarbietung aufwerten wolle. Klar, dass sie für dieses frevlerische Ziel einzig Ralph Siegel anheuern konnte, der sich in einem ersten Interview gewohnt bescheiden gibt:

„Meine Musikerfreunde sind begeistert über unseren Coup. Ganz Europa ist wild auf Lys Assia. Das Lied sollte eine Art ‹My Way› werden. Ich hoffe, das ist mir gelungen.» Lys Assia ganz gerührt: «Ich habe nie damit gerechnet, noch einmal so etwas erleben zu dürfen.»

lys Assia Wikimedia clausuleOffensichtlich reichte es ihr nicht mehr, alljährlich die Eurovisionsbühne zu erklimmen, um auf ihren grandiosen Sieg anno 1956 hinzuweisen. Altersweisheit war daher schon seit längerem nicht mehr diagnostizierbar. Oder vielleicht doch?  Schließlich lagen bereits in diesem Jahr die Juries der litauischen Chanteuse Evelina zu Füßen, als jene das frankophile Musikjuwel „C’est ma vie“ intonierte. Da erscheint es clever, mit „C’était ma vie“ noch einen drauf zu setzen und die nostalgieschwangeren Juroren in den Schlaf singen zu wollen. Baku 2012? Wenn das so weiter geht und – bewahre! – Madame tatsächlich entsendet werden sollte, erleben wir eher eine Zeitreise Richtung Cannes 1959.

Doch nicht alle sorgen sich um eine eurovisionäre Freakshow, wenn ich den Stimmen einiger ungenannter linientreuer Altkommunisten Fans Glauben schenken darf:

„Dass Assia und Siegel zusammenspannen, wird vor allem Stefan Raab ärgern», schreibt ein User. «Der Song klingt überraschend gut», lobt ein anderer. Die Ballade wird sogar mit dem Ohrwurm von Raphael Gualazzi (29) verglichen, der am ESC dieses Jahr den zweiten Platz erreichte. «Dieses schöne Lied hat so viel Chancen wie Italien», ist sich ein Fan sicher.“

Ist eigentlich Margot Hielscher samt ihrer Schellackplattensammlung beim offenen Casting zu „Unser Star für Baku“ schon gesichtet worden?

Gute Nacht, Europa

Foto: Wikimedia / Clausule