Frankophile Österreicher

Frankophile Österreicher

ZOË | Loin d’ici

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Zoë Straub, gerade einmal 19 Jahre alt, wollte schon immer irgendwas mit Medien machen, hat sie doch einen in der Alpenrepublik sehr bekannten Vater, in dessen Fußstapfen sie partout treten möchte. Auf dem Weg zum Ruhm kann sie mittlerweile so einiges in ihren Lebenslauf schreiben: Matura am Lycée Français in Wien, Moderatorin einer Kinderfernsehsendung, Teilnahme am Kiddy-Contest, Schauspielerin in der ORF-Serie „Vorstadtweiber“, Engagements als Model, zweimalige Teilnahme an der österreichischen Vorentscheidung zum ESC – Platz 3 im Vorjahr,  Siegerin 2016, Top-Fünf Platzierung für’s Debutalbum. Fehlende Ambitionen sollte man dem strebsamen Fräulein also wahrlich nicht unterstellen.

Umso mehr muss es die Mademoiselle gewurmt haben, 2015 mit „Quel Filou“ ausgerechnet an den Makemakes gescheitert zu sein. 12 Monate nach deren Nullpunktedebakel ist sie nun wieder da. Selbstverständlich mit einem französischen Chanson: „Loin d’ici“ erinnert an den klassischen Schulmädchenpop, den man im Land von Vin Rouge und Baguette seit Jahrzehnten innig liebt, aber nur noch ungern zum Songfestival entsendet. Selbst schuld, dachten sich die Ösis. Der Titel bedient sich diverser Erfolgsmuster jener glorreichen Tage, als das Festival noch Grand Prix d’Eurovision hieß und englische Siegertitel in der Minderheit waren. Da stört es kaum, dass der Text selbst kein Meisterwerk an Poesie ist, sondern eher die Klischees harmloser Kleinmädchenfantasien bedient. Wenn also das fleißige ZOË-Bienchen etwas Besseres als die öde Laufbandnummer des Vorentscheids auf die schwedische Bühne bringt, sollten ihr nicht nur die Höchstwertungen der Nostalgiker sicher sein.

Bestes Mal (u.a.): Conchita Wurst| Rise like a Phoenix

Letztes Mal: The Makemakes | I am yours


Schön sind wir sowieso

Noch Tage nach der fetten Blamage ist die Zero-Points-Bauchlandung der deutschen Vertreterin Ann Sophie Thema der heimischen Berichterstattung. Doch das einhellige bundesrepublikanische Lamento über die ESC-Höchststrafe und die sich anschließende Selbstbeweihräucherung nerven den eurovisionaer mit jeder Zeile, die er liest. Pech habe sie, die nationale Hoffnung, gehabt, toll und professionell sei sie gewesen und der Song selbstredend von ausnehmender Qualität. Und trotzdem war das alles nicht gut genug für Europa?

Es ist erbärmlich, jetzt darüber zu streiten, wer von den beiden Null-Pointern, ob Österreich oder Deutschland, nun auf den letzten Platz gesetzt werden sollte. Es ist verräterisch, wenn sich plötzlich eine für unser Selbstverständnis typische Diskussion damit beschäftigt, ob das Punktesystem noch zeitgemäß ist, wo es uns doch lange Jahre einen feuchten Dreck geschert hat. Es werden Rechenspiele betrieben, die in ihrer Absurdität kaum zu unterbieten sind: Nur um den Preis, dass die deutsche Sirene bei irgendeinem irgendwo um einen unauffälligen Platz 20 gerankt wird und die nationale Schande offenbar ein wenig erträglicher ist? It sucks!

Ebenso wie der Urbansche Kommentar in jener Nacht, der erst die Blaupause für alle sich anschließenden Rechtfertigungsbemühungen einer aus deutscher Sicht von Anfang an verkorksten ESC-Saison abgab. Denn auch der vertraute ESC-Flüsterer stotterte sich wie gewohnt durch seine Kommentarkarten, um völlig erschrocken zu konstatieren, dass in dem 27-er Feld einfach viel zu wenige Punkte verteilt wurden, um die Deutschen in ihrer Gier nach internationaler Anerkennung halbwegs zu befriedigen. Dass die wieder einmal nichts gewagt hatten, dass die “modernen” Sounds, die er bei der lettischen Aminata noch hochtrabend (und recht gönnerhaft) gelobt hatte, bei der nationalen Vorentscheidung in Personae der Ladiesband Laing aber überhört bzw. abgestraft wurden – egal.

Statt dessen wurde in bekannt großmännischer Manier auf alles eingeprügelt, was sich noch schlechter als das heimische Angebot gerierte. Großbritannien, laut Herrn Urban die führende Popnation Europas, schickte statt eines angeblich in London an jeder Ecke zu findenden zeitgemäßen Popacts eine lahme Swingkopie in Österreichs Hauptstadt. Russland wußte er – ganz regierungskonform – als scheinheiligen Putinschen Friedensappell zu verunglimpfen, um sich kurze Zeit später über die mittlerweile ach so böse Song-Contest-typische Verquickung von Unterhaltung und Politik zu empören. Peinlich.

Der eurovisionaer hätte genügend Grund gehabt, in diese Ätzerei einzustimmen – scheiterten doch an jenem Finalabend all seine Favoriten aus Slowenien, Estland und Norwegen ebenso an ihren eigenen Ansprüchen wie auch die von Kümmerts Gnaden Getriebene. Doch was nutzt es, auf beleidigte Leberwurst zu machen oder die Besserwisserkeule zu schwingen? Nichts! Der ESC ist halt jedes Jahr auf’s Neue ein Spiel mit Gewinnern und Verlierern, das – niemals gerecht und stets von persönlichen Geschmäckern abhängig – trotzdem unbändigen Spaß macht.

Wer jedoch in diesem erlesenen Kreis hochdotierter Player einigermaßen sympathisch rüber kommen möchte, sollte sich vielleicht, lieber NDR, hinsichtlich der (subjektiv empfundenen) Ungerechtigkeiten dieser Welt bedeckt halten und sich in seinem Unmut zuallererst mal an die eigene Nase fassen.

Foto: eurovisionaer

So wird in Wien gestartet

Das wird zumindest für den eurovisionaer am Samstag wohl weniger spannend: Nach ca. 30 Minuten sind alle seine Lieblinge durch, denn Slowenien, Estland und Norwegen singen bereits im ersten Drittel des unüberschaubar großen  Wiener Teilnehmerfeldes von 27 Nationen.

Doch mehr dazu nächste Woche, wenn die langen Wiener Nächte im Rahmen des sehr kurzweiligen Betriebsausflugs erst einmal verdaut sind. Der treuen Leserschaft einen freudvollen Gruß aus der österreichischen Hauptstadt und einen schönen Song Contest 2015 – wo auch immer Ihr ihn schaut! Bye, Bye, 3 Minutes – I gotta go.

TN Finale 2015

Grafik: eurovisionaer

Ab in den Endspurt

Kurz vor seiner Abreise ins ESC-Mekka liegt der eurovisionaer schon in den letzten Zügen. Hmmm… schön wäre es, (das mit den Zügen), zumindest wenn es sich auf den frühmorgendlichen Transport zum Flughafen bezöge. Der aber dürfte sich – streikbedingt – etwas mühsamer als gedacht gestalten.

Der schlechten Nachrichten aber nicht genug! Zudem von allen guten Wetterpropheten verlassen, kündigen sich gar noch dunkle Wolken über Wien an, welche sich angeblich tagelang nicht vertreiben lassen wollen. Kurzum: ein Regenschutz musste heute noch im Rahmen unabdingbarer Reisevorbereitungen gekauft werden! Doch statt einer modisch-schicken Allwetterjacke ist es letztlich ein etwas rustikalerer – allerdings weitaus kostengünstigerer – Nässeschutz geworden, der nichtsdestotrotz, so ist zu hoffen, alle Wolkenbrüche der Alpenrepublik zuverlässig abhalten wird. Schließlich spart der halbwegs kluge ESC-Fan lieber am falschen Ende, damit die Urlaubskasse elastisch genug für wichtigere Ausgaben in Österreichs Hauptstadt bleibt.

Der Betriebsausflug zum Eurovision Song Contest 2015 steht bislang also unter keinem wirklich guten Stern. Über weitere nahende Katastrophen (Eurofancafe-Tickets sind auf immer und ewig ausverkauft oder – noch schlimmer – umnachtete Jurymitglieder verhindern den Finaleinzug der geliebten Esten Elina und Stig) mag der eurovisionaer daher erst gar nicht weiter grübeln. Statt dessen freut er sich auf den heutigen Abend im vertrauten Dochtmund. Dort soll beim feier- und public-viewing-erprobten Bürgermeister (aufmerksame Leser wissen, welcher Hotspot gemeint ist) die erste Wiener Show mit ausreichend Bierchen runter gespült werden. Sofern der Kneipenchef den richtigen Kanal findet. Der NDR nämlich bewertet das Event mal wieder als Quotengift und versteckt überträgt das Spektakel gleich auf drei seiner Spartensender: EinsPlus (in internationaler Gebärdensprache), Phoenix (vermutlich mit hipper SocialMedia-Leiste) und Einsfestival.

Endlich ist es also soweit! Wie es die versammelte Leserschaft unter Eid bezeugen könnte, hatte der eurovisionaer schließlich über Wochen und Monate auf genau diesen Moment hingearbeitet, der nun gleichsam das allmähliche Ende der 2015-er Saison einläuten wird. Und wenn heute das kleinere (und vermutlich staubtrockene) erste Semifinale in Wien über die Bühne geht, entscheidet es darüber, welche zehn Beiträge im großen samstäglichen Finale noch einmal auftreten dürfen. Stimmberechtigt sind neben den 16 Teilnehmerländern ebenso Frankreich, Spanien, Australien und Gastgeber Österreich.

Ach, und ein wenig Kaffeesatzlektüre wagt der Chef du Blog selbstverständlich auch noch: EST und BEL sollen es, ARM, FIN, RUS, SRB, HUN, ROM, GEO, GRE könnten es werden. Allen eurovisionaeren jedenfalls einen schönen ersten Feiertag, äh, ESC-Abend …


In der Blase

mans bi foto per kristiansenUnerhörte Neuigkeiten aus dem eurovisionären Wiener Mikrokosmos! Wir schreiben erst Tag 2 der ESC-Festwochen und schon jagt ein Aufreger den nächsten. Gestern waren es noch schwule Ampelmännchen, heute ist es – na, welch eine Überleitung! – der Liebling aller Berichterstatter, Måns Zelmerlöw. Wie wir gerade bei den Wiwibloggs-Kollegen lesen dürfen, hat der schmucke Schwede rechtzeitig zur heißen Phase des Song Contests für sich herausgefunden, dass er auch ganz gerne mal einen Jungen daten würde. Hurra, der (feuchte) Traum aller ESC-Fans wird endlich wahr, denn bis vor kurzem geisterten eher böse Schlagzeilen über den schwedischen Schwarm durch die Fachpresse, nach denen sich dieser wohl irgendwann einmal vor laufenden TV-Kameras homophob geäußert habe. Alles vergessen! Nun lässt uns Måns wissen, was er zuvor noch nie zu sagen wagte, wie zum Beispiel, dass er mit seinem Hinterteil unzufrieden sei und er seine Gefühle nicht nach Geschlechterzugehörigkeit sortiere. Prompt sinnieren die Fanboys quasi minütlich via Twitter und Facebook, ob das Unglaubliche tatsächlich wahr und der ESC-Favorit bisexuell sein könnte. Der eurovisionaer kann darauf natürlich auch keine zufriedenstellende Antwort geben, vermutet aber, dass das Management des Sängers ganz einfach mal dessen Zielgruppe genauer analysiert hat, und dieser in spätestens zwei Wochen von solch umtriebigen Gedanken wieder erlöst sein dürfte.

trijntje kleid EBU PuttingDie heimatlichen Headlines zu vergessen, dürfte für die niederländische Teilnehmerin Trijntje Oosterhuis dagegen schwerer werden. Hat sie doch beim Kofferpacken für Wien geschmacklich arg daneben gegriffen und muss sich nun anhören, dass sie mit einem solchen Fümmel Kleidungsstück wie in der gestrigen Probe die eurovisionäre Bühne besser nicht betreten solle. Abgesehen von einer kurzfristig eingekauften Stilberaterin wäre ihr eventuell noch ein unverbindliches Telefonat mit Joy Fleming zu empfehlen. Die hat schließlich ähnliches bereits vor 40 Jahren mitmachen müssen und weiß davon noch heute in jeder Talkshow zu berichten.

Übrigens: Wer den Song Contest eher in Absurdistan vermutet, liegt richtig, wenn er sich mal die Probenberichte der vor Ort weilenden Journalisten auf den einschlägigen Fanblogs zu Gemüte führt. Bis ins kleinste Detail wird dort jede Geste, jedes Outfit, jeder Texthänger auseinandergenommen und die Künstlerschar je nach Gusto wahlweise für immer abgeschlachtet oder in den Himmel gelobt. Viele wissen bereits heute (an besagtem Tag 2 der Vorbereitungen auf das Wettsingen) zu rapportieren, dass beispielsweise die eurovisionaeren Favoriten Elina & Stig lieber gleich zurück nach Tallinn fahren sollten – so kakophonisch und lustlos mute ihre Darbietung an. Was von solchen Expertenurteilen zu halten ist, wissen wir spätestens seit 2014, als die akkreditierte Meute dem portugiesischen Untalent Suzy Finalchancen einräumte und die fabelhaften Common Linnets zugleich komplett übersah. Egal – amüsant zu lesen ist die Kaffeesatzleserei der Fachleute allemal, streut sie doch erst das notwendige Salz in die eurovisionäre Suppe.

Ob es unserem Liebling Jon O-la-la jedoch so recht ist, wenn an jeder Ecke getrascht wird, was das Zeug hält, wissen wir nicht. Zumindest hat er heute schon einmal den Asservatenschrank aufgeschlossen und den frisch polierten Siegerpokal auf den Tisch gestellt, damit ein jeder sich daran erinnert, worum es in der schmucklosen Wiener Stadthalle überhaupt geht: um den Sieg beim 60. Eurovision Song Contest!

Pokal EBU Putting

Fotos: Per Kristiansen / Schriftzug Grafik: eurovisionaer (1); EBU / Andreas Putting (2,3)


Der Wahnsinn geht los!

ampelUnd Wien dreht durch, sollte man glauben. Sofern der eurovisionaer auf einige (wenige?) verklemmte Zeitgenossen hören würde. Wie nämlich die internationale Presse berichtet (also weniger die, deren Vertreter seit heute um die dicksten Pressebags oder Teilnehmer-CDs rangeln), hat die Stadt Wien anlässlich des Eurovision Song Contests einige ihrer Fußgängerampeln mit schwulen bzw. lesbischen Pärchen verziert.

Eine kleine, feine Idee, die die Ösis da hervorzaubern – doch auch in der LGBT-Community gibt es nun einige, die das so gar nicht gutheißen. Sie wähnen, die österreichischen Veranstalter – und mit ihr die EBU – wolle den Wettbewerb verschwulisieren, was mittel- bis langfristig dazu führen werde, dass wiederum die straighte Gemeinschaft dem ESC den Rücken zukehren und dieser sein Standing verlieren werde.

Herrje, entfährt es da dem eurovisionaer, der Untergang des Song-Contest-Abendlandes sähe aber anders aus. Zum Beispiel, wenn die geschlechtsneutralen, grauseligen Italo-Tenöre 2015 tatsächlich gewinnen sollten. Und man muß es ja nun nicht unbedingt bei jeder Gelegenheit auf dem Silbertablett drapieren, aber wo wäre denn der ESC heute, wenn nicht die Homos Mitte der Neunziger den Laden am Laufen gehalten hätten? Damals wollte schließlich niemand mehr irische Balladen hören, die Einschaltquoten waren europaweit im Keller, von CD-Verkäufen oder Chartnotierungen ganz zu schweigen.

1998 dann hatten die Briten beim ESC in Birmingham die fabelhafte Idee, den Hallenton ein wenig aufzudrehen und so ganz sachte auf die verbliebenen treuen, schwulen Fans zuzugehen. Deren Begeisterung hat dem Wettbewerb in den Jahren danach erst neues Leben eingehaucht und einen Hype generiert, der den Song Contest mittlerweile für alle Zuschauer – egal, welch sexueller Orientierung zugehörig – wieder zum TV-Event des Jahres werden ließ. Der männliche Showbesucher mit Landesflagge gehört seitdem zum festen Repertoire gelungener Zwischenschnitte und auch die im Fernsehen übertragene Londoner Sause zum 60. Geburtstag wäre wohl eher eine Art Staatsbegräbnis, denn eine rauschende Party geworden.

Wenn nun also zwei Kerle respektive zwei Frauen signalisieren, dass man die Wiener Straßen gefahrlos überqueren darf, ist das eine verspielte Geste der Anerkennung, die niemand überinterpretieren, aber auch nicht unter den Teppich der gesellschaftlichen Belastbarkeit kehren sollte. Danke!

Foto: Reuters

…und das auch noch!

Wer kennt das nicht? Der Rechner hängt sich auf, fährt ohne Ankündigung plötzlich runter oder will auch sonst partout nicht das, was der Benutzer von ihm verlangt. Über Tage hat der eurovisionaer versucht, im Zuge überbordender Rankomania sein kleines Top40-Video zum Start der heißen ESC-Phase von besagtem PC rendern zu lassen, um es anschließend im weltweit bekannten Portal zur Schau zu stellen. Lag es nun am Inhalt, am vielleicht zu eigenartigen Geschmack des Produzenten? Niemand weiß es genau, denn heute klappte es dann plötzlich und unerwartet! In maßloser Freude über dieses eigentlich alltägliche Gelingen möchte der Chef die werte Leserschaft an selbiger teilhaben lassen und wünscht – noch ein wenig entnervt – gute Unterhaltung!


Wir sind erledigt

Vergangenen Montag war Schluss mit lustig, denn die EBU gierte nach Gewissheit und alle 40 Teilnehmerstaaten des 60. Eurovision Song Contests mussten beim traditionellen Treffen der Delegationsleiter ihre 2015-er Bewerbungen termingerecht vorlegen. Noch zwei Abende zuvor hatten die Skandigrößen Norwegen und Schweden überschwänglich die letzten nationalen Endausscheidungen der Saison zelebriert und schicken nun ihre – absehbar aussichtsreichen – Kandidaten auf die Reise nach Wien. Eben dort hatte die Alpenrepublik bereits am Freitag die Wurst-Nachfolge geregelt und einigte sich in Kümmertschen Televotingsphären auf eine sehr unaufgeregte, schöne Piano-BALLADE. Ja, „Le Chef du Blog“, sonst gar kein glühender Verehrer der gezügelten, ruhigen Töne, nimmt das Wort in den Mund, bei dem viele andere die Augen verdrehen und vom Schnarchfestival schwadronieren. Und er wiederholt sich, wenn er sagt: 2015 ist ein sehr guter Jahrgang. Ihr wisst das.

Ungefähr zeitgleich haben in Montenegro die dortigen ESC-Verantwortlichen wohl Nachhilfe in PR von den ewigen Spätzündern Russland und Aserbaidschan erhalten, denn sie legten in Genf zwar brav ihre CD auf den Tisch, baten aber um einen späteren Veröffentlichungstermin gegen Ende der Woche. Es war vorhersehbar, dass diese windige Strategie, ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, im Zeitalter diverser Internet-Leaks wenig Erfolg versprechend war. Bereits am Dienstag war der (typisch balkanesische) Beitrag dann auch in der Tube – und die avisierten 15 Minuten Ruhm entpuppten sich als laues mediales Strohfeuer.

Der eurovisionaer hatte derweil genügend Erledigungen im echten Leben zu tätigen, buchte außerdem einen Flug nach Wien und überlegte, womit er sich denn nun in den zwei Monaten bis zum Grande Finale die ESC-Zeit vertreiben könnte. Und natürlich machte er das, was alle Fans so lieben: mit den Freunden, die sein Hobby teilen, Ratschen bis zum Umfallen, wer denn nun zum Schluss ganz oben stehen könnte und warum wer über- oder unterbewertet ist. Ihr kennt das.

Und ganz Krone-Schmalzig wie er manchmal ist, nervte ihn eine plötzliche kleine Netz-Diskussion, die ebenso unnötig ist, wie das in diesen Stunden Schlagzeilen machende Stinkefingergate. Darf ausgerechnet Russland ein Friedenslied zur Eurovision schicken? Selbstverständlich antwortet heutzutage beinahe ein Jeder mit einem entschlossenen „Natürlich nicht!“ Und schon notiert sich der mittlerweile globalpolitisierte ESC-Fan in seinem Kalender für den 23. Mai „Buhen bei Russland“. Geht das also schon wieder los? Der eurovisionaer, der ja schon des Öfteren kundgetan hat, was er von einem solchen Quatsch hält, erinnert deshalb nur kurz an den Hauptdarsteller dieser Affäre, den Song „A Million Voices“. Von der putinschen Chargé d’Affaires Polina Gagarina (welch ein wunderschöner Name übrigens…) vorgetragen, ist er jedoch – Friedensbotschaft hin oder her – einfach viel zu belanglos, als dass man einen Pieps über ihn verlieren sollte. Heute nicht und auch nicht in neun Wochen in der Stadthalle.

Blicken wir in diesem kleinen Resümee der letzten Tage daher lieber auf jene Ereignisse, die uns stattdessen in der österreichischen Hauptstadt erfreuen werden. Unsicher, ob es den anderen Anoraks noch nicht aufgefallen ist, bemerkt der Blogger heuer zum Beispiel, wie der einstige Schlagerwettbewerb zu einem einzigen Gockel-Contest verkommt. Positiv formuliert: Vieles spricht dafür, dass wir in Wien hautnah – und das im wahrsten Sinne des Wortes –  die Wahl zum „Sexiest ESC-Man Alive“ miterleben dürfen. In der Folge ist nicht nur mit einer Flut der legendären Sockenpunkte zu rechnen. Auch der eine oder andere frisch gekürte eurovisionare Liebling wird zweifelsohne im schon an allen Ecken und Enden sprießenden Frühling 2015 Leben in die hier zuletzt ein wenig verwaiste Rubrik bringen. Da bekommt das viel zitierte „schön Hören“ eine ganz neue Bedeutung.

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Fotos: SBS, Monika Navrátilová, Stina Kase, Ziga Culiberg, Per Kristiansen, EBU. Grafik: eurovisionaer

Wien gibt sich die Kugel

Nachdem sich der Aufsichtsbeamte Jon Ola vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und den drölfzehn Kugeln überzeugt hatte, durften die zauberhafte Kati und der fesche Andi zur Tat schreiten. Im schmucken Wiener Rathaus wurden gestern im Rahmen des feierlichen „Allocation Draw“ die Teilnehmer der beiden ESC-Halbfinals 2015 ausgelost. An den müßigen Spekulationen, ob nun Aserbaidschan besonderes Lospech ereilt oder die Belgier und Niederländer sich wie Bolle freuen dürfen, mag sich der eurovisionaer momentan nicht beteiligen. Wohl aber will er gerne ergänzen, dass im ersten Semi Österreich, Spanien und Frankreich, im zweiten wiederum Deutschland, Italien und das Vereinigte Königreich abstimmen dürfen. Der genaue Startplatz der Semifinalisten soll – wie immer in den letzten Jahren – nach dramaturgischen Gesichtspunkten bestimmt und erst im März bekanntgegeben werden.

auslosung semifinal ORFMilenko Badzic Grafik: ORF / Milenko Badzic

Passend zur Auslosung wird der ORF übrigens ab kommenden Donnerstag, 29. Januar 2015 um 9 Uhr, weitere Tickets (allerdings ausschließlich Proben- und Halbfinalkarten) in den Verkauf geben. Wie schon im Dezember, als die Server des Veranstalters unter dem Ansturm der Fans kollabierten, sind sie über folgende Wege zu beziehen:


Wien wird’s

wien 2015 red

Weißer Rauch aus den Schornsteinen des ORF! Habemus Locum! Leider nicht im Festsaal der Wiener Hofburg wie Anno 1967, sondern in der praktischen Stadthalle der österreichischen Hauptstadt wird der 60. Eurovision Song Contest am 19., 21. und 23. Mai 2015 stattfinden.

Was für alle Anhänger des Wettbewerbs eigentlich von Beginn an auf der Hand lag, war für die Funktionäre des zuständigen Senders wohl doch keine so leichte Wahl. Denn aus dem Alpenland wurde während der letzten Tage Folgendes mehrfach kolportiert: Der Intendant Alexander Wrabetz habe sich zwar stets eindeutig für Wien ausgesprochen, allerdings sei er, durch die Spendierhosen der Bürgermeister der anderen Bewerberstädte Graz und Innsbruck, die plötzlich – im Falle ihrer Wahl – die Übernahme jeglicher Mehrkosten garantierten, in der Diskussion mit kleinlichen Kämmerern mächtig in die Defensive geraten. Wahrscheinlich auch, weil erst Anfang des Monats publik wurde, dass sich der diesjährige Gastgeber Kopenhagen ordentlich verrechnet hat und nun auf ca. acht Millionen Euro Schulden sitzen bleibt.

Doch zum Teufel mit der Vernunft, einmal im Jahr pfeift der Buchhalter gerne mal auf die Sparsamkeit und haut dann halt die ganze Portokasse auf den Kopf. Selbst wenn die Wiener ihrer Stadthalle den Charme eines russischen Bahnhofs attestieren, mit einer Kapazität für maximal 16.000 Zuschauer und ausreichenden Flächen für den Greenroom und andere Kinkerlitzchen war sie wohl ebenso der Favorit der EBU-Gewaltigen in Genf. Und der Liebling der Fans ist Wien sowieso. Vorerst sind also alle ob der Wahl glücklich und die Verantwortlichen des ORF werden spätestens im Sommer nächsten Jahres wissen, ob ihnen der Pleite-Coupe-Denmark erspart bleibt.

Nach der Klärung des „Wo?“ beginnen nun die nächsten brennenden Fragen mit „Wann?“ und „Wer?“. Wann gibt es Tickets? Wer moderiert? Der ORF macht jetzt erstmal Urlaub will diese Angelegenheiten innerhalb der nächsten Monate klären, daher konzentriert sich der eurovisionaer vorerst auf das Wesentliche und schließt für heute mit den Worten der legendären Erica Vaal, Moderatorin des Song Contest 1967: „Dass dem schönsten und besten Lied der Grand Prix zufallen möge, ist unser aller Wunsch.“