Fräulein Sichtermann in meiner Küche

Fräulein Sichtermann in meiner Küche

Die Eurovisionäre

Frl SichtermannDas Fräulein fühlt sich schäbig, wenn es sich zunächst distanziert und bekennen muss: Es ist eigentlich kein Fan des Eurovision Song Contest. Das letzte Mal, als es noch einigermaßen engagiert geschaut hat, war es zwölf Jahre alt und die Chose hieß noch irgendwas mit Grand Prix. Es erinnert sich allerdings auch, im Alter von vielleicht achtzehn, einmal die deutsche Vorentscheidung gesehen und dabei einen überaus vergnüglichen Abend gehabt zu haben, weil das ganze ziemlich schräg und mit Menschen, die Schräges zu würdigen wissen, noch schräger war.

Merke, es kommt auf die Gesellschaft an. So ist es ein Glück, dass das Fräulein seit einigen Jahren enthusiastische Eurovisionäre zu seinen Freunden zählt. Und weil wir lernen zu lieben, was Menschen, die wir sehr lieben, lieben, hat das Fräulein seitdem kein Finale mehr verpasst.

Zugegeben: Das Fräulein ist vor allem auf die Party aus, die die Eurovisionäre zu diesem Anlass schmeißen, denn die ist immer großartig. Und auch wenn dem Fräulein noch nie gelungen ist, den Wanderpokal zu ergattern, liegt es doch mit seinen Tipps verlässlich daneben, freut es sich jedes Jahr auf eine neue Chance. Und zehrt derweil von der Erinnerung an eine lange Düsseldorfer Nacht, an deren Ende sich das Fräulein frühmorgens, inmitten all der Frühaufsteher auf dem Weg zur Arbeit, mit einem aufblasbaren Mikrophon unter dem Arm auf den Heimweg machte und Bernd Begemann für diese Zeilen dankbar war: Die verachten mich, dachte ich. Nein die beneiden mich, denn ich muss nirgendwo hin. Ich komm heil hier raus und steck nirgendwo drin.

Und in diesem Jahr? Gewonnen hat ein Travestiekünstler mit Bart, dem das Fräulein seinen Erfolg von Herzen gönnt und das beste Lied ist auf den zweiten Platz gekommen. Alles gut. Danke liebe Eurovisionäre, macht’s gut und bis zum nächsten Jahr. Eure Julia.

Fräulein Sichtermann trifft man übrigens hier!

Foto: eurovisionaer