Party for everybody….Danz!

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Remix ESC 2012 Cover 1000leer
Während ich mir die letzten Tage eher mit eurovisionären Verschwörungstheorien vertrieben hatte, ist mittlerweile wieder ein wenig mehr Produktivität angesagt. Und derweil mein Schatz übers Mittelmeer schippert, ertrage ich den solitären, nassen, deutschen Frühsommer mehr schlecht als recht und schlage mir die Zeit mit der Zusammenstellung des Euromixes 2012 tot. Tja, das ist also der Grund für die ungewohnt frühe Veröffentlichung in diesem Jahr, die ab sofort hier angeklickt werden kann.

Grafik: eurovisionaer

Eurovisionseuphorie

Ohne auf diesem Blog einen Countdown einzurichten (was technisch ohne weiteres machbar wäre), wissen nicht nur Insider Eurovisonäre, dass der Höhepunkt der Saison kurz bevor steht. Mit dem Finale in Baku (wer redet schon von den Semis….? Die ARD zumindest nicht, denn die selbst ernannte Anstalt schiebt eben diese in verschiedene Spartenkanäle) wird am 26.05.2012 der Schlusspunkt der Eurovision 2012 gesetzt werden.

Glaubt man den Kennern, Wettbüros und europaweit organiserten Fanclubs ist das Rennen eh entschieden. Schweden macht nicht den aserbaidschanischen Fehler und baut bereits jetzt schon fleißig ein gigantomanisches Stadion, um die Besucher im Mai 2013 in Stockholm begrüßen zu dürfen. Loreen, deren Vertreterin, schafft es derzeit, mit ihren euphorisierenden Gesängen alle Quoten auf sich zu vereinigen und selbst die medial nicht gerade unterrepräsentierten Omas aus der russischen Provinz auszustechen. Ob es sich denn dann am 27. Mai frühmorgens in Baku ähnlich verhalten wird?

Hoffentlich nicht! Wie Kinder beim Öffnen eines bekannten Schokoladeneis wünschen auch wir uns Spiel, Spaß und Spannung. Düsseldorf hat bewiesen, dass ein weit gestreuter Favoritenkreis gar nicht unbedingt musikalisch dazu beitragen kann, die Veranstaltung aufzuwerten. Auch 2012 gibt es neben der besagten Schwedin eine kleine handvoll Beiträge, die man – anders als die 1000mal gehörte serbische Ballade oder mitgewuppte griechische Disconummer – so nicht erwartet hätte. Beispiele? Wie wäre es mit dem israelischen 70er-Jahre Retro-Sound der Band Izabo oder aber der halbwegs frische Sound der eidgenössischen Sinplus? Von der großartigen italienischen Diva ganz zu schweigen! Gleichwohl sind es 2012 wenige, häufig werden wie gesagt erfolgreiche Klischees der Vorjahre benutzt, da auch die Zuschauer angeblich nichts anderes wünschen.

Wirklich? Warten wir es ab! Sicherlich wäre selbst dann das schwedische Angebot nicht das schlechteste, alleine deshalb, weil es ausnahmsweise nicht das traditionelle Abba-Muster verfolgt. Nur ganz so eindeutig, wie jetzt prognostiziert, muss es ja nicht werden!

Trotzdem sollte man sich auch als Eurovisionär darüber im klaren sein, dass unsere Lieblingsveranstaltung in diesem Jahr erneut kein chartstaugliches Material abwerfen wird. Schaut man sich allerdings eben diese Charts an, ist auch eine solche Option nicht die schlechteste. Brot und Spiele – diesem Anspruch wenigstens wird die Eurovision 2012 mehr als gerecht! Und mehr muss es nicht sein, oder?


Ganz großes Kino!

sunset boulevard wikimediaEine perfekte Ausleuchtung, die der ehemaligen Diva das passende Ambiente für ihre Nahaufnahme lieferte, und Butler Max, der in der Person von Ralph Siegel ihren Wahn bestärkt, sie sei nach wie vor ein großer Star. Dennoch blieb das Remake von „Sunset Boulevard“ letztlich nur eine Episode der helvetischen Vorentscheidung, die am vergangenen Samstag stattfand, wenn auch eine, die es in sich hatte. Der selbsternannten Jurowischnqueen Lys Assia wurde ein gehöriger Strich durch die Rechnung gemacht, längst vergessene Zeiten wieder aufleben zu lassen.

Und was danach passierte, ist weniger großes Drama, sondern eher herzhafte Komödie. Denn so leicht gab sich die wahnhafte Grande Dame nicht geschlagen und füllte in den Folgetagen die Schlagzeilen der Schweizer Presse:

„Dass sich eine Jury so flegelhaft aufführen kann und so frech ist, mir das Du anzubieten.  Man kann mich nicht so als Künstlerin beleidigen und das Lied so heruntermachen. Das ist ein sehr schönes Chanson. Und eigentlich ist es ja ein Chansonfestival und kein Tonk-Tonk-Festival.“

Tonk-Tonk scheint ein Begriff der Fünfziger Jahre zu sein und ist mir nicht geläufig. Offenbar bezeichnet er etwas Neuartiges, Modernes. Zumindest in dieser Hinsicht scheint Frau Assia mal einen lichten Moment gehabt zu haben, denn der befürchtete reaktionäre Supergau blieb aus und die auch nicht mehr so junge Eurovision kann aufatmen. Die nunmehr weise ausgewählten Vertreter Sinplus sind nicht nur der genaue Gegenentwurf zu der mittlerweile demontierten Ikone Assia, sondern auch der Hoffnungsschimmer, dass der Contest frisch, sympathisch und zeitgemäß sein kann. Bleibt nur zu beten, dass die Juryköppe diese vielversprechende Wendung am 26.05.2012 nicht wieder platt walzen.

Denn ansonsten ist 2013 mit dem längst nicht mehr würdevollen, drohenden Weltstar erneut zu rechnen:

„Ich werde ewig weitersingen!“

Foto: Wikimedia / SunOfErat