Dem ESC geht ein Licht auf
Category : Artikel 2015
Hui, da machen wir aber große Augen! Der ORF präsentierte heute offiziell das Bühnendesign zum Wiener Eurovision Song Contest 2015. Erster Eindruck: weniger eckig und kantig als sein Rubikscher Vorgänger in Kopenhagen. Statt dessen ein gigantomanisches Auge. Das überrascht, denn getreu dem diesjährigen Leitmotiv wären unzählige Brücken eigentlich naheliegender gewesen. Da wir die jedoch erst kürzlich in Malmö erleiden bestaunen durften, sind sie wohl vorübergehend von der Liste unverzichtbarer Bühnenelemente gestrichen worden. Gut so! Zum eigentlichen Schauplatz: Rund um den im Durchmesser elf Meter breiten Auftrittsbereich sind unzählige LED-Säulen angeordnet, die individuelle Lichtstimmungen erzeugen sollen. Ganz geschickt nehmen sie auf das bereits bekannte Logo Bezug, könnten aber bei exzessiver Nutzung dazu führen, dass die eh schon stehplatzgeschwächten Fans im Halleninnenraum zur Vermeidung vorübergehender Erblindung besser Schutzbrillen bei sich tragen sollten. Und schließlich: Der Hintergrund lässt sich, ähnlich wie in Düsseldorf, in der Mitte auseinanderfahren, daher ist zu vermuten, dass dort auch der Green Room – die chillige Wartezone für alle Wettbewerbsteilnehmer – platziert werden wird.
Dem Entwurf nach sieht das insgesamt recht schnieke aus, allerdings fehlt ein nahezu endloser Catwalk inklusive Mini-Satellitenbühne oder eben besagter Green Room inmitten der Halle – wie zuletzt in der dänischen Schiffswerft. Denn das vor Begeisterung rasende eurovisionäre Publikum liebt es mittlerweile, wenn es seine Stars kurz anfassen oder gar in die Wade zwicken darf. Derartig kultische Handlungen sind in Österreich wohl aber verpönt, folgerichtig wirkt auch die eigentliche Bühne ein wenig weit entrückt, so als sollte die klassische Contest-Hierarchie längst vergangener Jahre zu neuem Leben erweckt werden. Doch der eurovisionaer will nicht schon wieder kleingeistige Erbsen zählen und verweist auf die verantwortlichen Designer Florian Wieder, Al Gurdon und Kurt Pongratzer. Sie versichern – Achtung Kreativensprech! – das Auge sei als Portal zu verstehen und werde eine Brücke zwischen Künstlern, Delegationen und Zuschauern bilden. Da ist sie also doch, die Brücke! Wie so oft, bedarf es für derartig ambitionierte künstlerische Unternehmungen halt nur der passenden (wortreichen) Erklärungen.