In der Blase

In der Blase

mans bi foto per kristiansenUnerhörte Neuigkeiten aus dem eurovisionären Wiener Mikrokosmos! Wir schreiben erst Tag 2 der ESC-Festwochen und schon jagt ein Aufreger den nächsten. Gestern waren es noch schwule Ampelmännchen, heute ist es – na, welch eine Überleitung! – der Liebling aller Berichterstatter, Måns Zelmerlöw. Wie wir gerade bei den Wiwibloggs-Kollegen lesen dürfen, hat der schmucke Schwede rechtzeitig zur heißen Phase des Song Contests für sich herausgefunden, dass er auch ganz gerne mal einen Jungen daten würde. Hurra, der (feuchte) Traum aller ESC-Fans wird endlich wahr, denn bis vor kurzem geisterten eher böse Schlagzeilen über den schwedischen Schwarm durch die Fachpresse, nach denen sich dieser wohl irgendwann einmal vor laufenden TV-Kameras homophob geäußert habe. Alles vergessen! Nun lässt uns Måns wissen, was er zuvor noch nie zu sagen wagte, wie zum Beispiel, dass er mit seinem Hinterteil unzufrieden sei und er seine Gefühle nicht nach Geschlechterzugehörigkeit sortiere. Prompt sinnieren die Fanboys quasi minütlich via Twitter und Facebook, ob das Unglaubliche tatsächlich wahr und der ESC-Favorit bisexuell sein könnte. Der eurovisionaer kann darauf natürlich auch keine zufriedenstellende Antwort geben, vermutet aber, dass das Management des Sängers ganz einfach mal dessen Zielgruppe genauer analysiert hat, und dieser in spätestens zwei Wochen von solch umtriebigen Gedanken wieder erlöst sein dürfte.

trijntje kleid EBU PuttingDie heimatlichen Headlines zu vergessen, dürfte für die niederländische Teilnehmerin Trijntje Oosterhuis dagegen schwerer werden. Hat sie doch beim Kofferpacken für Wien geschmacklich arg daneben gegriffen und muss sich nun anhören, dass sie mit einem solchen Fümmel Kleidungsstück wie in der gestrigen Probe die eurovisionäre Bühne besser nicht betreten solle. Abgesehen von einer kurzfristig eingekauften Stilberaterin wäre ihr eventuell noch ein unverbindliches Telefonat mit Joy Fleming zu empfehlen. Die hat schließlich ähnliches bereits vor 40 Jahren mitmachen müssen und weiß davon noch heute in jeder Talkshow zu berichten.

Übrigens: Wer den Song Contest eher in Absurdistan vermutet, liegt richtig, wenn er sich mal die Probenberichte der vor Ort weilenden Journalisten auf den einschlägigen Fanblogs zu Gemüte führt. Bis ins kleinste Detail wird dort jede Geste, jedes Outfit, jeder Texthänger auseinandergenommen und die Künstlerschar je nach Gusto wahlweise für immer abgeschlachtet oder in den Himmel gelobt. Viele wissen bereits heute (an besagtem Tag 2 der Vorbereitungen auf das Wettsingen) zu rapportieren, dass beispielsweise die eurovisionaeren Favoriten Elina & Stig lieber gleich zurück nach Tallinn fahren sollten – so kakophonisch und lustlos mute ihre Darbietung an. Was von solchen Expertenurteilen zu halten ist, wissen wir spätestens seit 2014, als die akkreditierte Meute dem portugiesischen Untalent Suzy Finalchancen einräumte und die fabelhaften Common Linnets zugleich komplett übersah. Egal – amüsant zu lesen ist die Kaffeesatzleserei der Fachleute allemal, streut sie doch erst das notwendige Salz in die eurovisionäre Suppe.

Ob es unserem Liebling Jon O-la-la jedoch so recht ist, wenn an jeder Ecke getrascht wird, was das Zeug hält, wissen wir nicht. Zumindest hat er heute schon einmal den Asservatenschrank aufgeschlossen und den frisch polierten Siegerpokal auf den Tisch gestellt, damit ein jeder sich daran erinnert, worum es in der schmucklosen Wiener Stadthalle überhaupt geht: um den Sieg beim 60. Eurovision Song Contest!

Pokal EBU Putting

Fotos: Per Kristiansen / Schriftzug Grafik: eurovisionaer (1); EBU / Andreas Putting (2,3)


Niederländer gehen auf Nummer sicher

In einer medienwirksam fett angekündigten Radioshow hat Trijntje Oosterhuis heute ihren Beitrag für Wien präsentiert. Obschon von der Göttin Anouk höchstpersönlich verfasst, hat „Walk Along“ jedoch wenig mit „Birds“ oder auch „Calm after the Storm“ zu tun, den niederländischen Beiträgen, die zuletzt für eurovisionäre Furore sorgten. 2015 sind unsere Nachbarn eher wieder „Middle of the Road“ und liefern einen recht unaufgeregten Song, dessen Refrainzeile „Ayayayayay“ aber definitiv ins Ohr geht. Den Rest wird Stagedirector Hans Pannecoucke erledigen, der schon den Auftritt der Common Linnets zu einem magischen TV-Erlebnis machte.


Anouk hält nicht dicht

trijntjeVergangenes Wochenende hat der niederländische TV-Sender TROS jene eher zartbesaiteten Eurovisionsfans nahezu um den letzten Rest Verstand gebracht. Hatte sich doch die seit dem 2013-er ESC europaweit vergötterte Anouk in einem lauschigen Fernsehinterview am späten Freitagabend verplappert, dass Trijntje Oosterhuis eine sehr gute Wahl für das Eurovisiesongfestival wäre, um dann in Gelächter auszubrechen und zu versichern, sie sei nun mal eine schlechte Lügnerin. Aber passiert! Denn in Windeseile kursierten die Meldungen über eine angeblich längst getroffene interne Auswahl der seit über zwanzig Jahren populären holländischen Sängerin mit dem lustigen landestypischen Namen, deren erst 2012 erschienenes Nr-1-Album „Wrecks we adore“ von – ach! – eben jener besagten Anouk produziert worden war.

Zwei lange Tage – die Fans schwankten bereits zwischen Ohnmacht und Jähzorn – vergingen, bis TROS dann endlich ihr eurovisionäres Leak erkannte und Stellung bezog: Frau Oosterhuis darf zur Eurovision! Jedoch nur dann, wenn sie sich fortan Traincha nennt, um nicht mit der Sha-la-lie-Knalltüte Sieneke in einen Topf geworfen zu werden und dann womöglich die durch die Common Linnets gerade erst hart erarbeitete ESC-Credibility sofort wieder zu verspielen. Letzteres ist aber unwahrscheinlich, denn Frau Anouk höchstpersönlich ist festen Willens, ihrer Freundin einen fabulösen Song auf den Leib zu komponieren. Der eurovisionaer vermutet, dass sie noch ein Hühnchen mit ihrer Erzfeindin Ilse deLange zu rupfen hat (wir erinnern uns an diesen fiesen niederländischen Zickenkrieg…) und daher beabsichtigt, deren ruhmreichen zweiten Platz 2014 mit „Calm after the Storm“ ein Jahr später in Wien noch zu toppe(r)n.