Übervorsichtige Tschechen

Übervorsichtige Tschechen

Gabriela Gunčíková | I stand

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Nein, das wird wieder nix, denn die Tschechen schämen sich und setzen auf schwedische Auftragskompositionen, igitt! Zwar haben sie das 22-jährige Ausnahmetalent Gabriela Gunčíková, der allenthalben ein außergewöhnliches Gesangstalent bescheinigt wird, ausgemacht, doch deren auf die geschmeidigen Stimmbänder geschriebener Titel “I stand” – gääähn! – schmiert in der internationalen Konkurrenz einfach nur ab. Dem eurovisionaer tut’s leid, aber auch 2016 ist ein Finaleinzug nicht in Sicht. Sorry Praha, das wäre deine Chance im Vorjahr gewesen!

Bestes Mal: Marta Jandová and Václav Noid Bárta | Hope never dies

Letztes Mal: Marta Jandová and Václav Noid Bárta | Hope never dies


Tschechien rockt den Song Contest

2007 war es, als die Tschechen dem ESC erstmals ihre Aufwartung machten – mit langhaarigen Headbangern und lupenreinem Gitarrenrock. Igitt! würde der eurovisionaer normalerweise quieken und schnell die Skip-Taste drücken, doch damals gefiel ihm der forsche Versuch, den Contest mit härteren, typisch osteuropäischen Tönen aufzumischen. Gleichwohl – mit der Meinung stand er so ziemlich alleine da, denn „Mala dama“ erreichte im legendären Halbfinalmarathon von Helsinki den letzten von 28 Startplätzen mit gerade einmal einem Punkt. In den zwei Folgejahren versuchte Prag es erneut, doch die Stimmenausbeute blieb niederschmetternd und der verantwortliche TV-Sender ČT zog sich auf immer und ewig ernüchtert vom europäischen Festivaltreiben zurück.

Nicht ganz! 2015 meldete Tschechien – zur Überraschung aller Insider – für den Wiener Song Contest und gab am Wochenende seine diesjährigen Teilnehmer bekannt. „Hope never dies“ ist das vielleicht selbstironisch gemeinte Motto, denn so lautet der heurige Wettbewerbsbeitrag, der in der österreichischen Hauptstadt um Punkte kämpfen soll. Geschrieben hat ihn der schmucke Václav Noid Bárta, seines Zeichens Rocksänger und Schauspieler. Ihm zur Seite gesellt sich Marta Jandová, die in Deutschland wahlweise als Die-Happy-Frontfrau, Ex-Freundin von Sasha, Popstars-Jurorin und / oder ehemalige Bundesvision-Song-Contest-Siegerin Berühmheit erlangte, was sich im Mai gewiss in einem stattlichen Televotingsegen aus Merkelland auszahlen dürfte.

Hören durfte die Öffentlichkeit den Song, der die tschechische ESC-Bilanz nun gewaltig aufpolieren soll, zwar noch nicht, aber die zu erwartende Nu-Metal-Nummer wird dem bislang biederen und furzlangweiligen Wiener Wettbewerb einen fetten Arschtritt verpassen defintiv aufmischen. Danke dafür im Voraus!


Die Ereignisse überstürzen sich

Sorry, der eurovisionaer hat gepennt. Da kümmert er sich maln paar Tage um wirklich wichtige Sachen im Leben… und dann sowas! Was zwischen Sarajevo und Banja Luka jedes Kind schon seit Montag wußte, liest der Herr des Hauses gerade hier nach. Demnach „gehen die Bosnier nicht zum Eurosong“, weil sie mal wieder kein Geld haben (wie auch, wenn dort angeblich niemand GEZ-Gebühren zahlt?). Und da ein potenter Sponsor nirgends aufzutreiben war, die bereits angefragten Künstler Hari Mata Hari bzw. Regina keine Lust hatten, den Überlandbus nach Wien und das dortige Hostel aus eigener Tasche zu zahlen, wird es nun wieder nix mit einer schönen bosnischen Ballade Anno 2015. Schade, aber nun gut. Denn irgendwann nervt dieses zickige Hin und Her von BHRT selbst die sanftesten Gemüter. Erst ja, dann vielleicht, nun nein – mittlerweile ist das jedes Jahr das gleiche Spielchen. Und so verscherzt sich der kleine Balkanstaat allmählich die tiefen eurovisionären Sympathien der Fans.

Ganz anders dagegen die Tschechen (ab jetzt sind die Nachrichten übrigens wieder tagesaktuell)! Die gaben nämlich heute überraschenderweise bekannt, dass sie nach Wien reisen werden, obschon sie dort niemand wirklich erwartet bzw. auf der Rechnung hatte. Denn während gelangweilte ESC-Nerds in den letzten Wochen entweder nervige Mails Richtung Marokko schickten oder hitzig über das angebliche Luxemburger „Ja“ debattierten, entwickelte sich in unserem östlichen Nachbarland eine neue, zarte eurovisionäre Liebe. Schade nur, dass diese vorerst noch recht zögerlich ausgelebt wird, denn statt einer schmucken Vorentscheidung soll es zwischen Böhmen und Mähren lediglich eine kleine interne Nominierung für den 60. Song Contest geben. Gegen das geliebte Bosnien ist das alles in allem zwar ein schlechter Tausch – zumal Tschechien bekanntermaßen das mit Abstand erfolgloseste Teilnehmerland der Eurovisionsgeschichte ist – aber sei’s drum. Schließlich weiß der eurovisionaer aus eigener Partyerfahrung: Sagt mal jemand kurz vor knapp ab, freut er sich immer, wenn ein anderer Gast spontan dazu stößt, denn dann bleibt zumindest nix von der Suppe übrig. Prima also, dass es immer wieder reuige Rückkehrer in den Schoß der ESC-Familie gibt! Oder hatte das tschechische Fernsehen einfach nur Angst, dass die EBU der neuesten Prager Mode folgen und mit faulen Eiern werfen würde?