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Nachdem er die ersten Tage wieder zu Hause war, der eurovisionaer, gab’s selbstredend alle Nasen lang Fragen von wegen, wie Wien denn so war.
„Nass. Und kalt.“ sagte er dann, wenngleich das natürlich nicht – wie so oft – die ganze Wahrheit war. Und doch, die jahreszeituntypischen Wetterkapriolen entwickelten sich schnell zum zentralen Kriterium der ESC-Tagesplanung vor Ort. Da konnte er noch von Glück reden, dass gleich zu Beginn des österreichischen Trips der Aufenthalt in geschlossenen Räumlichkeiten, will sagen der Besuch in der Stadthalle auf dem Programm stand. Nicht unter irgendein Hallendach gepfercht, sondern erstmals sehr angenehm die „Standing-Area“ im Innenraum genießend, musste er zugeben, dass sich dort die Wiener Show viel besser als noch am Dienstag am heimischen Bildschirm anfühlte.
Und erst die sich anschließende Party im Eurofancafe, zu der sich eine ganze Schar von eurovisionaeren schnurstracks danach aufmachte! Lang, laut, teuer und sehr alkohollastig war sie, die erste Wiener Nacht. So ausdauernd, dass der nächste Tag im ESC-Mekka schon längst zur Hälfte vorbei war, als der Schreiber dieser Zeilen die Füße erst aus dem Bett und dann in den Wiener Dauerregen setzte. Von da an konzentrierte er sich – vom Schweinsbraten über die klassische Sacher Torte bis hin zum originalen Kalbsschnitzel – vornehmlich auf die kulinarischen Angebote der Hauptstadt. Schlechtwetter-Aktivitäten halt, die er gewissenhaft in Wort und Bild (wie der geneigte Leser vielleicht erinnert) sogleich über diverse Soziale Medien verbreitete.
Und doch – die bange Frage schwebte stets im Raum: an welchem möglichst trockenen Ort sollte das Finale zelebriert werden? Hallentickets hatte die eurovisonaere Meute keine, schließlich lag der Fokus aller bisherigen Planungen auf einer lauen Frühsommernacht am schmucken Rathausplatz. Doch Pustekuchen, die örtlichen Wetterberichte versprachen immer neues Nass, so dass nach einem ausgiebigen samstäglichen Kontinentalfrühstück Alternativen gesponnen werden mussten.
Ein Informationsbesuch im angesagten Eurofancafe jedoch ließ die eurovisionaere schnell ob deren hierarchischer Funktionärsstrukturen zusammen zucken: Ja, ein größeres Public-Viewing sei nunmehr geplant (sofern man sich spätestens um 19 Uhr in der dann sicherlich langen Schlange einreihen wolle), allerdings müssten alle jene Besucher nach Ende der Übertragung schleunigst den Laden verlassen, um Besitzern von Akkreditierungen und Fan-Pässen den Zugang zur Aftershow zu gewährleisten. Wegen der Aussicht, ab Mitternacht vom Wiener Partytreiben vollends abgehängt zu sein, wurde diese Option ohne lange Überlegung verschmäht und statt dessen die Gay-Gastro-Szene der Stadt unter die Lupe genommen.
Diese ist halbwegs überschaubar und umfasst tatsächlich noch Etablissements mit längst uncool gewordenen Namen wie „Why not?“, gleichwohl erwies sie sich in ihrer Einlass- und Aufenthaltspolitik als bei weitem nicht so rigide wie die zuvor genannte offizielle Eventlocation. Die Wahl fiel daher auf einen Club namens „Village“, der seinem Namen gemäß wenig urbanen Lifestyle, dafür aber moderate Preise, erstklassigen Service und zwei Videowände zu bieten hatte!
Nicht nur dank der später hinzustoßenden aufgedrehten Kölner war es ein schlichtweg schöner Abend, zumal er die eurovisionaere gelegentlich gar an den legendären Düsseldorfer Knoten erinnerte (der treue Leser weiß um die Magie jenen Ortes…). Lediglich das mittlerweile typische Fangehabe, im kommenden Jahr nach Moskau reisen zu müssen und deswegen aus bloßer Angst gegen Russland zu buhen, nervte die beiden während des finalen Votings dann doch gehörig. Und so bejubelten sie lautstark jede Höchstwertung an die der Ohnmacht nahen russischen Polina und sorgten damit für zusätzliche Stimmung in der picke-packe vollen Disse.
Unterdessen wissen wir: 2016 steht bedauerlicherweise abermals ein Schwedentörn auf dem Programm, wo doch zumindest Tallinn oder Ljubljana so viel aufregendere Ausflugsziele gewesen wären. Doch hoppla – noch war Wien ja lange nicht Geschichte! Nachdem sich der ESC-Tross am folgenden Sonntag aus der Stadt hastig verabschiedet hatte, entkrampfte diese spürbar und – als sei es ein Zeichen – versiegte gar der Regen.
Ohne Song-Contest-Trubel genossen die eurovisionaere fortan entspanntere Zeiten in Österreichs Metropole (mal abgesehen vom furchteinflößenden Spalt) und gaben sich das gesamte Sissi-Schmäh-Sightseeing-Museums-Programm. Doch dessen Einzelheiten gehören wohl eher in einen klassischen Reiseführer, denn in einen ESC-Erlebnisaufsatz.
Foto: eurovisionaer